Net Zero für mehr Nachhaltigkeit in der Produktion Einsparpotenziale und Chancen im Produktionsumfeld

Anfänglich noch als marketinggetriebenes Buzzword belächelt, ist Nachhaltigkeit (Sustainability) heute ein Thema von globaler Brisanz. Um den Auswirkungen des Klimawandels entgegenzuwirken, müssen auch Unternehmen ihre Anstrengungen verstärken und ihre Treibhausgasemissionen weiter drastisch verringern. Über die Möglichkeiten, wie das im Bereich von Transport und Logistik mit unmittelbarer Auswirkung auf die Supply Chain geschehen kann, haben wir bereits im Blog informiert (Blogbeitrag „Nachhaltigkeit in der Logistik“). Doch wie sieht es in der Produktion aus? Nicht nur energieintensive Branchen verbrauchen viel Energie, sondern auch „klassische“ Fertigungen mit großen Maschinenparks produzieren Abgase.

Um hier Hebel in Bewegung setzen zu können, deren ultimatives Ziel eine CO2-neutrale Fertigung ist (Zero Emissions), muss zunächst das Verursacherprinzip geklärt werden. Weiterhin ist es zwingend erforderlich, den Ressourcenverbrauch zu reduzieren (Zero Waste). Warum in diesem Kontext vor allem „Data Process Mining“ wertvolle Lösungsansätze bereithält, um dem „Net-Zero-Ziel“ zumindest nahezukommen, haben wir hier für Sie zusammengefasst.

FAQs

Net-Zero-Supply-Chain-Management (Netto-Null = Net-Zero)(1) bezeichnet die Gestaltung und das Management von Lieferketten mit der Vorgabe, den Treibhausgasausstoß (CO2) sukzessive auf Null zu reduzieren. Dabei sind neben der Beschaffenheit von Produkten auch Leistungen entlang der Supply Chain auf den Prüfstand zu stellen. 

Data Process Mining ist ein Verfahren zur Identifikation hinterlassener, digitaler Spuren in Informationssystemen, etwa aus Produktion, Logistik und Transport. Die Visualisierung ermöglicht es, diese Daten zusammenzuführen und auszuwerten, um Engpässe in Prozessen zu eliminieren und weitere Optimierungspotenziale auszuschöpfen.

Primärstrategien von Net Zero auf dem Weg in die Klimaneutralität sind:

  • Die verbindliche Definition von gewünschten CO2-Einsparungen innerhalb von Zeitfenstern ­
  • Die Schaffung einer verlässlichen Datenbasis als Grundlage für die Erfassung von vermeidbaren Emissionen
  • Eine ganzheitlich nachhaltige(re) Gestaltung der Supply Chain. 

Klimaschutzziele und -initiativen

Gradmesser – nicht nur im übertragenen Sinne – für alle Aktivitäten sollten die im Pariser Klimaabkommen (Paris-Aligned) von 2015 definierten Vorgaben sein. Demnach ist es notwendig, den weltweiten Temperaturanstieg bis 2030 möglichst auf 1,5 Grad Celsius zu beschränken. Der Vereinbarung vorangegangen war die Verabschiedung der Agenda 2030. Darin haben die Vereinten Nationen 17 Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals) festgeschrieben (2), darunter – um im aktuellen Kontext zu bleiben – „nachhaltig produzieren und konsumieren” sowie „weltweit Klimaschutz umsetzen“.

Analog dazu lassen sich Strategien ableiten, die auf Unternehmensebene umzusetzen sind, um außerdem eine europaweite Klimaneutralität (Net-Zero) bis 2050 zu erreichen. So gilt es, sowohl eigene als auch die durch geschäftlich verbundene Dritte verursachten CO2-Emissionen zu verringern. In Teilen, wo dies nicht möglich ist, greift das Prinzip der Kompensierung, etwa durch Zuwendungen in Klimaschutzprojekte.

Lean Management als Impulsgeber

Doch wie ansetzen bei der Ökobilanzierung, speziell im Bereich der Produktion als ein Kernelement der Wertschöpfungskette beziehungsweise Value Supply Chain? Daten und deren Auswertung sind auch in diesem Fall unabdingbar. Doch zunächst kann ein Blick auf die unternehmensinterne Aufbau- und Ablauforganisation hilfreich sein. So haben wir uns erst vor kurzem in einem Blogbeitrag mit den Prinzipien, Methoden und Vorzügen des Lean-Managements auseinandergesetzt, wobei hier Transport und Logistikim Fokus standen.

Speziell wenn es darum geht, Ressourcenverschwendung einzudämmen, lassen sich Ansätze daraus durchaus auf die Produktion übertragen.

Zero Waste – der Weg zur Circular Economy

In einem nächsten Schritt ist zu empfehlen, die gefertigten Produkte einem „Cradle-to-Cradle“-Check (C2C) gemäß den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft zu unterziehen – idealerweise in Form von Workshops. Die zentrale Frage dabei lautet: Inwieweit sind Bauteile/Produkte so konzipiert, dass sie nach Beendigung ihres Lebens-/Einsatzzyklus erneut zu Rohstoffen transformiert und der Wiederverwertung zugeführt werden können? Stichwort: Zero Waste. Dies zu eruieren und gegebenenfalls die Beschaffung neu zu organisieren, ist eine durchaus ambitionierte Aufgabe, die Beteiligte aus allen Fachbereichen fordert. Sie ist im Sinne der Nachhaltigkeit zumindest in weiten Teilen jedoch auf Dauer alternativlos.

Was kann Data Process Mining leisten?

Licht ins sprichwörtliche Dunkel bringt Data Process Mining nicht nur in der Lagerlogistik, sondern auch im Bereich von Produktion und Montage. Die Aufgabe besteht nun darin, zum Beispiel in einem ERP-System hinterlegte, historische Prozessdaten auszuwerten und Transparenz zu schaffen. Je qualitativ hochwertiger die Daten, desto einfacher ist es, mit Unterstützung von Software und Künstlicher Intelligenz (KI) an Informationen über (unnötige) Abweichungen und Ineffizienzen in den Abläufen zu gelangen.

Unternehmen die erstmals Methoden des Data Process Mining für die Prozessoptimierung anwenden, sind oft erstaunt bis begeistert, welche Chancen sich parallel bieten, Energie- und Betriebskosten zu verringern – und damit auch den CO2-Footprint.

Datenpool zur Optimierung und (externen) Dokumentation

Es mag zunächst nach einer Mammutaufgabe klingen, alle Möglichkeiten auszuloten, zu priorisieren und angemessen zu strukturieren. Doch der Aufwand ist eher initialer Natur und amortisiert sich (um einen Terminus aus der Wirtschaft zu bemühen). Sie gewinnen zum Beispiel eine solide, aussagekräftige Datenbasis, die unter anderem für die Aufsetzung und Fortführung des GHG-Protokolls („Greenhouse Gas Protocol“)(3) genutzt werden kann.

Darin wird der Treibhausgasausstoß in drei Kategorien klassifiziert:
•    Scope 1 bezeichnet direkte, durch das eigene Unternehmen verursachte Emissionen
•    Scope 2 indirekte, die aus zugekauften Leistungen, wie etwa Strom, Heizung oder Kühlung resultieren
•    Scope 3 umfasst ebenfalls indirekte Emissionen, die entlang der gesamten Supply Chain entstehen.
Wertvolle Datenlieferanten sind auch Transport-Management-Systeme (TMS) wie etwa SAP TM und Warehouse-Management-Systeme (WMS) wie SAP EWM.

Daten aus SAP S/4HANA können zudem in dem sogenannten SAP Sustainability Footprint Manager (SFM) dokumentiert und visualisiert werden. Zu diesem werden wir gleich nochmal kommen.

Fazit und Ausblick

Unternehmen, die das Ziel verfolgen, ein Net-Zero-Supply-Chain-Management implementieren möchten, um nachfolgenden Generationen eine nachhaltige Zukunft zu ermöglichen, sei geraten, in einem ersten Schritt folgende Maßnahmen zu ergreifen:

  • Schaffung einer soliden Datenbasis unter Einbeziehung aller relevanten Supply-Chain-Partner
  • CO2-Reduktionsziele für einen definierten Zeitraum festsetzen und als Governance-Mechanismus konstituieren
  • Nutzen Sie die (interdisziplinären) Erfahrungswerte von Mitarbeitenden aus sämtlichen Fachabteilungen
  • Produktbeschaffenheit überprüfen und gegebenenfalls Beschaffungsstrategie unter Vorgabe von (Mindest-)Standards reformieren
  • Mit Lieferanten kooperieren und, wann immer möglich, Skaleneffekte nutzen

Falls Sie zwar von der Notwendigkeit eines verstärkten Engagements überzeugt sind, bis jetzt jedoch keinen für Sie passenden Lösungsansatz gefunden haben, ein kleiner Tipp: Einer der kommenden Blog-Beiträge wird – getreu der Devise „Fortsetzung folgt“ – im Zeichen von „SAP Sustainability Footprint Management“ stehen. Mit diesem neuen SAP-Produkt wird es noch einfacher, den CO2-Fußabdruck von Gütern über die gesamte Wertschöpfungskette zu berechnen. So erstellen Sie aussagekräftige Reportings, die auch Stakeholder, Aufsichtsbehörden und die für den Klima- und Umweltschutz zunehmend sensibilisierte Öffentlichkeit überzeugen. Bleiben Sie dran!

Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme!


Quellen:

  1. Ist Net Zero gleichbedeutend mit klimaneutral? |
    Climate Partner: www.climatepartner.com/de/climate-action-insights/was-bedeutet-net-zero-wirklich
  2. THE 17 GOALS | Sustainable Development (un.org): https://sdgs.un.org/goals
  3. Homepage | GHG Protocol: ghgprotocol.org