Der Zentrale Wareneingang Logistikprozesse wirtschaftlich strukturieren

Der Wareneingang hat erheblichen Einfluss auf Kosten, Qualität, Zeit und Flexibilität. Er gilt als Schnittstelle, logistische Verbindung oder auch „das Gesicht Ihrer Logistik“ gegenüber Ihren Lieferanten. Ihnen gegenüber sollte er immer einen positiven Eindruck hinterlassen, denn sowohl auf Seiten des Lieferanten als auch des Unternehmens führen Anlieferungen an die falsche Lieferadresse, ein unstrukturiertes Lieferantenmanagement oder mangelhafte Qualitätskontrollen zu Ärger und Mehrkosten. Zum Lieblingspartner Ihrer Lieferanten (und Ihres Controllers) werden Sie hingegen durch einen zentralen Wareneingang (ZWE), der Zuverlässigkeit, Standardisierung und schlanke Prozesse mit sich bringt. Wir zeigen auf, wann ein zentraler Wareneingang die richtige Wahl ist und wie Sie rechtfertigen können, dass in einen nicht wertschöpfenden Bereich investiert wird.

FAQs

Ein zentraler Wareneingang bietet Ihnen die Chance, am Ausgangspunkt Ihres internen Warenstroms einen gerichteten Materialfluss zu starten. Dafür sollten zunächst alle Ist-Prozesse im Unternehmen aufgenommen werden, die sich durch Ihre dezentrale Struktur ergeben haben und der Wunsch-/Soll-Prozess erstellt werden.

Vergessen Sie dabei nicht den Grundgedanken der „Sieben R“:

  1. Richtiges Produkt
  2. im Richtigen Zustand (Qualität) 
  3. zur Richtigen Zeit
  4. am Richtigen Ort
  5. in der Richtigen Menge
  6. zu Richtigen Kosten 
  7. und mit Richtigen Informationen,

denn es handelt sich ja um einen Logistikprozess. Sie werden staunen, was eine Prozessaufnahme und die -gestaltung mittels Workshops bewirken! Hier sollten alle Prozesse visualisiert werden, damit sie jederzeit nachvollziehbar sind. 
 

  • Einkauf: Durch Einführung eines zentralen Wareneingangs muss nur noch eine Lieferadresse vergeben werden. Das reduziert den Verwaltungsaufwand bzw. das Lieferantenmanagement, besonders bei Fehlanlieferung, deutlich. 
  • IT-Abteilung: Aus Softwareperspektive sind einige wenige, klare Prozesse deutlich einfacher umzusetzen und weniger fehleranfällig als Sonderprozesse für  Wareneingänge. 
  • QM-Abteilung: Durch eine zentrale Wareneingangskontrolle kann ein höherer Prüfstandard sichergestellt werden, Personal wird effektiver planbar und kostspieliges Equipment wird nur einmalig beschafft (Messmaschinen etc.). Kurz gesagt entstehen Synergie- und Einspar-Effekte im QM-Bereich. 

Wie wir noch näher beleuchten werden, entlastet ein zentraler Wareneingang Lager. Nur für folgende Anlieferungen sollten Sie weiterhin einen separaten Wareneingang vorhalten: Beispielsweise Wareneingänge für Großteile, die eine Direktanlieferung durch einen Schwertransport mit Begleitfahrzeug erforderlich machen, oder Rohmaterialien (Langgut etc.).

Wareneingänge unterliegen großen Schwankungsbreiten von 

  • Anliefervolumen
  • Anzahl Artikeln je WE-Position
  • Fahrzeugtypen (z. B. LKW, KEP etc.)
  • Ladevorgängen (z. B. Seiten oder Heckentladung)
  • Ladungsträgertypen (z. B. Seefrachtkisten, Europaletten etc.)
  • Hilfsmitteltypen (z. B. Stapler, Hubwagen etc.) 
  • etc. 

Bei einer solchen Dynamik hilft nur maximale Flexibilität. Zwei Argumente, die für einen zentralen Wareneingang sprechen, sind daher Flexibilität und Kosteneinsparungen. Bei einer dezentralen Struktur ist jeder Wareneingangs-Bereich mehrfach vertreten, von der Anmeldung bis hin zum internen Warenausgang. Aus einer zentralen Lösung resultieren Flächen- und Equipmentersparnisse. 

Das Einsparungspotential geht sogar noch weiter: Da in einzelnen Wareneingangs-Bereichen Beschäftigte in Vollzeit (FTE) vorgehalten werden müssen, können Mitarbeiter:innen in einer zentralen Lösung besser ausgelastet werden. Darüber hinaus hat die unterschiedliche Personalauslastung innerhalb der Wareneingangs-Bereiche zur Folge, dass Sie oftmals keine klare Zuordnung von der Wareneingangs-Tätigkeit zu Personalkapazität haben. 

Zentralisieren Sie deshalb alle Wareneingangs-Bereiche und schaffen Sie eine klare Zuordnung von Kapazitätsbedarf und Personalkapazitätsangebot je Bereich. Dies ermöglicht die zentrale Bündelung von Leistung und das gezielte Steuern. Darüber hinaus werden Mitarbeiter:innen entlastet, die zuvor in Teilzeit Wareneingangs-Tätigkeiten dezentral durchgeführt haben. Führen Sie außerdem einen Vergleich von Leistungs-Angebot und -Nachfrage/-Bedarf durch oder holen Sie sich hierfür Unterstützung von außen.

Hoher Standardisierungsgrad

Nicht zuletzt lautet unsere Empfehlung, so viel wie möglich in einem Standard zu arbeiten und Standards zu etablieren. 

Weiterhin zu berücksichtigen sind:

  • Gesetzliche Standards für bspw. Zoll, Qualitätssicherung (z. B. § 377 HGB) etc.
  • Prozessstandards für die nahtlose Implementierung von IT-Systemen. Modellieren Sie Ihre Geschäftsprozesse am besten in einer standardisierten Universalsprache wie BPMN.
  • Transport und Bereitstellung von Produktionsware: Standardisierung von LHM (Ladehilfsmittel) und THM (Transporthilfsmittel). Greifen Sie hierbei auf Standard-LHM und -THM zurück. 

Starten Sie beispielsweise mit Behälterkreisläufen, da Sie diese sowohl in Richtung Ihres Lieferanten als auch in Richtung Ihrer internen Prozesskette ausbauen können. Tipp: Sobald ein Behälterkreislauf über eine Schleife (z. B. Wareneingang <-> Lager) etabliert ist, kann dieser sukzessive um weitere Bereiche (z. B. Produktion) erweitert werden.

Wappnen Sie sich für die zwei Standard-Argumente gegen einen zentralen Wareneingang:

Argument „schlechter ROI“:

Der ROI wird als Kennzahl zur Beurteilung von Investitionen häufig herangezogen. Bei einem zentralen Wareneingang handelt es sich aber um keinen wertschöpfenden Bereich und es werden keine Gewinne erzielt. Dafür können Investitionen und Aufwänden die Einsparungen durch Personal, Transporte, Flächen etc. gegenübergestellt werden. Jedoch ist es meist schwierig, diese Einsparungen zu quantifizieren. Vielmehr hilft eine Gegenüberstellung von Aufwand und Nutzen. Beispielsweise ist der Nutzen einer Prozessvorbereitung auf ein ERP-System sehr groß, aber lässt sich zum Zeitpunkt der Kostenrechnung nicht monetär bewerten.

Argument „Anstieg interner Transporte“:

Der Anstieg interner Transporte ist möglich, da bei einer dezentralen Lösung die Wareneingänge mit den zugehörigen Lägern örtlich verbunden sein können. Dies ist bei einer zentralen Lösung und mehreren Lagerorten natürlich nicht möglich – das Transportaufkommen kann steigen. Die Anpassung und Optimierung der internen Transporte können diesem Problem entgegenwirken. Die Taktung interner Transporte und Optimierung der Milk-Runs oder dem allgemeinen Routenmanagement entkräften dieses Argument. Für den bereits vorhandenen Werkstransport bedeutet der neue zentrale Wareneingang einen Anlaufpunkt mehr. Dieser sollte kein Problem darstellen.

Ein zentraler Wareneingang entlastet Ihre Läger und ermöglicht die Konzentration auf das Einlagern, Auslagern und Bereitstellen von Material. Durch eine optimale Materialbereitstellung kann sich Ihre Produktion kontinuierlich optimieren und problemlos Anforderungen bzgl. JIS und JIT stellen. Synergien, schlanke Prozesse und Standardisierung bringen Ihnen einen Nutzen, den Sie nicht mehr missen wollen. Sie haben noch Fragen? Dann stehen wir Ihnen gerne jederzeit zur Verfügung.