Cross-Docking und Transport-Cross-Docking (TCD) Cross-Docking-Varianten, -Prinzipien & -Praktiken im Überblick

„Cross-Docking“ bezeichnet einen Prozess, in dessen Verlauf angelieferte Waren ohne Zwischenlagerung durchgeschleust und direkt auf Ausliefertouren verteilt werden. Was zunächst simpel klingt, stellt jedoch enorme Anforderungen an einen in sich stimmigen Daten- und Informationsfluss.

Hinzu kommt – und das verschweigt die vorangegangene, vereinfachte Definition –, dass es verschiedene Szenarien des Cross-Docking- beziehungsweise Kreuzverkupplungs-Verfahrens gibt, die mitunter im ständigen Wechsel durchzuspielen sind. Doch die Mehrwerte dieser Methode sprechen für sich. Daher lohnt es sich, dieses Umschlagsprinzip einmal näher unter die Lupe zu nehmen. Denn richtig aufgesetzt und angewandt können Arbeitsabläufe eingespart, die Durchsatzleistung gesteigert, Transporte gebündelt und Kosten gesenkt werden. Dies rechnet sich auch im Intermodal-Verkehr, wo Güter unter Nutzung unterschiedlicher Verkehrsträger distribuiert werden.

Umschlagknoten statt Warenlager

Reine Cross-Docking-Center sind per Auslegung Umschlaganlagen ohne jegliche Bestandsführung und in der Regel vergleichsweise flächenintensiv, um auch große Warenmengen konstant innerhalb kürzester Zeit umschlagen zu können. Den erforderlichen Kosten für den Bau steht gegenüber, dass mit zeit- und monetärem Aufwand verbundene Prozessschritte, wie etwa Qualitätsprüfungen, Ein- und Auslagerungen und/oder die Kommissionierung, quasi übersprungen werden können. Unter der Voraussetzung, dass hinreichend Raum vorhanden ist, lässt sich dies aber auch in regulären Logistikzentren realisieren, parallel zum Betrieb von Hochregallagern, automatischen Kleinteilelagern & Co.

Der letztgenannte Aspekt ist insbesondere für produzierende Unternehmen interessant, die über das eigene Sortiment hinaus Handelsware vertreiben. Produkte aus eigener Herstellung werden aus dem Lager heraus kommissioniert, nachfolgend bedarfsgerecht verpackt und zum Versand bereitgestellt. Zugekaufte Waren, die parallel vom Kunden angefordert sind, werden „just-in-time“ von extern angeliefert und im Zuge des Cross-Docking mit dem Auftrag „verheiratet“.

Akteure im Einzelhandel hingegen setzten vermehrt auf strategisch positionierte Cross-Docking-Zentren, über die die Filialen auf direktem Wege versorgt werden. Der schnelle Durchsatz bedient hierbei auch zentrale Anforderungen der Frischedistribution, etwa beim zeitkritischen Umschlag von Lebensmitteln wie Obst und Gemüse, aber auch Schnittblumen. Zur Anwendung kommt das Cross-Docking darüber hinaus bei großen Discountern im Non-Food-Bereich mit beständig wechselnden, breiten Warensortimenten.

Cross-Docking-Varianten im Kurzüberblick

Cross-Docking ist ein Verfahren, das unter Berücksichtigung der Unternehmensstrategie sowohl einstufig, zweistufig und mehrstufig organisiert werden kann:

  • Einstufiges Cross-Docking: Das einstufige Cross-Docking adressiert Ladeeinheiten (Unit Loads), die unverändert durchgeschleust und dem Empfänger zugeführt werden. Dies impliziert, dass die enthaltenen Waren durch den Lieferanten bereits im Vorfeld auftragsgerecht kommissioniert und als einzelne Packstücke mit Adressbeigabe aufbereitet worden sind.
  • Zweistufiges Cross-Docking: Bei der zweistufigen Variante erfolgt eine Vorkommissionierung rein bezogen auf den Umschlagpunkt. Nach Eintreffen werden die Ladeeinheiten dort in neue Gruppierungen unterteilt, respektive kommissioniert, versandfertig aufbereitet und mit Empfängerinformationen bestückt.
  • Mehrstufiges Cross-Docking: Eine mehrstufige Cross-Docking-Lösung bietet demgegenüber weitere Optionen. Über das Um-Kommissionieren beziehungsweise die Neusortierung hinaus finden hier weitere Prozessschritte statt – zum Beispiel eine kundenindividuelle Etikettierung und Konfektionierung.

Cross-Docking-Vorteile auf den Punkt gebracht

Stimmig implementierte Cross-Docking-Prozesse sind – unabhängig von der Wahl der passenden Variante – mit einer Vielzahl an Vorteilen verbunden, die sich letztlich entscheidend auf die Lieferqualität und damit auf die Kundenzufriedenheit auswirken:

  • Möglichkeit des kontinuierlichen Umschlags großer Warenmengen
  • Schnellstmöglicher Durchsatz von Handling Units (HUs)
  • Beschleunigte Lieferung und zeitgerechte Zustellung
  • Minimierte Bestände und Lagerhaltungskosten
  • Reduzierung des lager- und fördertechnischen Equipments
  • Gesenkte Prozesskosten durch eingesparte Arbeitsschritte
  • Optimierung der Transportkosten
  • Synchronisiertes Supply Chain Management

Welche Rolle spielt die IT im Kontext zu Cross-Docking?

Einstufiges, zweistufiges, mehrstufiges Cross-Docking – alle drei Varianten erfordern nicht nur eine zielsichere Steuerung des Warenaufkommens inklusive minimierter Verweildauer innerhalb der Umschlagsanlage. Sie verlangen darüber hinaus Transparenz und eine weitestgehend schnittstellenarme Kollaboration. Daten und Informationen sind möglichst in Echtzeit zu übermitteln und entsprechend ad hoc zu verwerten. Angesichts der aus den variierenden Prozessen und der Anzahl involvierter Akteure resultierenden Komplexität ist eine erfolgreiche Umsetzung ohne eine starke IT kaum denkbar.

Um Sie auch an diesem Punkt zu unterstützen, bietet SAP mit SAP Extended Warehouse Management (SAP EWM) eine leistungsstarke Plattform, mit deren Hilfe eine sichere und effiziente „Durchlagerung“ gelingt. Zu diesem Zweck haben die Spezialisten der Walldorfer Softwareschmiede standardmäßig folgende Funktionen für das Cross-Docking in SAP EWM implementiert:

  • Kommissionieren vom Wareneingang und Push-Deployment
  • Warenverteilung mittels Cross-Docking oder Flow-Trough
  • Transport-Cross-Docking
  • Opportunistisches Cross-Docking

Das sind die Cross-Docking-Stellhebel für eine gelungene Orchestrierung:

Geplantes Cross-Docking

Ein geplantes Cross-Docking kann sowohl via SAP ERP oder SAP EWM angestoßen werden. Hierbei wird bereits im Zuge des Customizing die Ablauforganisation definiert, also noch bevor die eigentliche Ware im Distributionszentrum eintrifft. Sie haben die Wahl zwischen Transport-Cross-Docking (TCD) oder den Abwicklungsarten „Warenverteilung mittels Cross-Docking“ oder „Flow-Through“.

Opportunistisches Cross-Docking

Das opportunistische Cross-Docking wird erst dann in Gang gesetzt, wenn die zugeführten Ladeeinheiten den Wareneingang bereits erreicht haben und gebucht worden sind. Mithilfe der Varianten „Push-Deployment“ (PD) und „Kommissionieren vom Wareneingang“ (PFGR), ist es für Sie ganz einfach, die Cross-Docking-Relevanz einer jeden Anlieferung direkt im Anschluss exakt bestimmen zu können. Unterstützt werden Sie hierbei durch SAP Advanced Planning & Optimization (SAP APO). Sofern das Modul PFGR-erforderliche Waren identifiziert hat, erfolgt eine Differenzierung über den weiteren Verlauf. Infolgedessen werden die Ladeeinheiten direkt in Richtung des Kunden abgeführt oder zunächst an einen weiteren Lagerstandort verbracht. Letzteres ist zum Beispiel dann sinnvoll, wenn der Auftrag noch nicht komplettiert ist. Im PD-Fall werden mittels SAP APO auf Absatzprognosen basierende Umlagerungsvorgänge initiiert.

Transport-Cross-Docking

Diese Funktion trägt maßgeblich zur Optimierung Ihrer Transportkosten bei – vom Umschlags- bis zum Bestimmungsort, auch über mehrere Destinationen hinweg. Warentransporte lassen sich wahlweise konsolidieren und es kann ein Umstieg auf weitere Transportmittel angestoßen werden. Unterstützt wird hierbei auch das Exportgeschäft Ihres Unternehmens.

Warenverteilung via Cross-Docking und Flow-Through

Sie möchten Warenströme flexibel und gleichzeitig systematisch planen und steuern? Auf lagerinterner Ebene helfen die Zuweisungsvarianten „Cross-Docking“ und „Flow-Through“, indem sie bestmögliche Warenbewegungen erzeugen. Grundlage hierfür ist die Warenwirtschaftsfunktion des SAP ERP. Sobald SAP EWM signalisiert, dass die entsprechenden An- und Auslieferbelege verfügbar sind, lassen sich die Waren Flow-Through-unterstützt zielsicher distribuieren.

Fazit und Ausblick:

Das Cross-Docking-Prinzip ist nicht neu. Doch die Anforderungen sind in den vergangenen Jahren – auch aufgrund wachsender Warensortimente und gestiegener Qualitätsanforderungen bei anhaltendem Kostendruck – kontinuierlich gewachsen. In Anbetracht dessen setzen Hersteller, Verlader und auch Logistikdienstleister verstärkt auf leistungsstarke Standardsoftware, wie etwa SAP Extended Warehouse Management (SAP EWM).

So auch ebm-papst: Der Weltmarktführer bei Elektromotoren und Ventilatoren hat am Standort Mulfingen-Hollenbach einen Cross-Docking-Prozess implementiert – powered by IGZ –, in dessen Verlauf angelieferten Packstücke über die innerhalb der Logistikdrehscheibe installierte Paletten-Fördertechnik direkt zu den automatischen Verpackungslinien durchgeschleust und anschließend nach Destinationen sortiert der Verladung zugeführt werden. Weitere Potenziale zur Optimierung der Supply Chain erschließen Sie durch die Implementierung von SAP Transportation Management (SAP TM). Erfahren Sie in unserem Blogbeitrag Transit-Warehousing mit SAP TM und SAP EWM mehr zu diesem Thema! Und sollten Sie noch Fragen haben, sprechen Sie uns gerne an.