Retrofit & Co. – Richtige Dosierung oft maßgeblich!
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Immer mittwochs um 14.00 Uhr lädt IGZ im Rahmen der erfolgreichen Webinar-Reihe Innovation@Work zu einer virtuellen Projektpräsentation ein. Aufgrund der besonders hohen Nachfrage wurde das von der IGZ als SAP EWM-Generalunternehmer umgesetzte Zentrallager-Projekt der OPTIMA packaging group in Schwäbisch Hall dabei wiederholt vorgestellt. Über die hochperformante Anlage steuert der Technologieführer für Verpackungsanlagen und Abfüllmaschinen seit Inbetriebnahme im März 2019 sowohl die Versorgung der Fertigung mit Rohteilen und Halbfertigfabrikaten für verschiedene Produktsparten als auch die weltweite Ersatzteillogistik. Einer der Gründe, weshalb sich OPTIMA für IGZ als Realisierungspartner entschieden hatte, war das umfassende Portfolio an SAP EWM Best Practices für unterschiedlichste Arbeitsplätze im Lager. Darunter beispielsweise Pick by Motion, die gestengesteuerte Lösung für die Hochleistungskommissionierung – auch dazu mehr in diesem Blog-Beitrag.
Bereits seit Jahren arbeitete OPTIMA an einer Neuausrichtung der Materialwirtschaft. Vor diesem Hintergrund war die Produktivsetzung des neuen Zentrallagers in Schwäbisch Hall ein wichtiger Meilenstein der Unternehmensgeschichte. Das skalierbare Gesamtsystem ist analog zur Expansionsstrategie des weltweiten Technologieführers im Bereich der Verpackung und Abfüllung ausgelegt worden und hat nicht nur eine seit 1983 bestehende, halbautomatisch betriebene Anlage ersetzt, sondern auch weitere Probleme gelöst: So war es nicht möglich, auf Grundlage des Altsystems, welches nicht nur "ressourcenverschlingend" war sondern auch Picklisten einforderte, die erforderliche Kommissionierleistung angesichts des stetigen Wachstums zu erbringen. Parallel mangelte es zunehmend an Platz, sodass Lagerimmobilien in der Region angemietet werden mussten und zahlreiche Versorgungstransporte anfielen. Folglich gestaltete sich aufgrund der Engpässe am Hauptsitz in Schwäbisch Hall auch die Wareneingangssituation zunehmend chaotisch.
Infolgedessen wurde das Projekt „Logistik 2020“ ins Leben gerufen, bei dem die Anforderungen an die Logistik mit Unterstützung eines externen Planers als Zielvorgabe definiert worden sind. Um Optimierungspotenziale in vollem Umfang ausschöpfen zu können, hat das Projektteam gemäß SWOT-Analyse, welche klar Stärken und Schwächen von Technologien aufzeigte, in Summe zwölf unterschiedliche Analysen durchgeführt – zum Beispiel auf Auftrags- und Artikelstrukturebene und im Bereich der einzusetzenden Behälter. Auch die Kommissionierung stand im Fokus. Dabei wurden mögliche Prozesse einer Wertstromanalyse unterzogen. Sämtliche Ergebnisse mündeten in einem Soll-Konzept, das in die Ausschreibung gelangte und letztlich von den SAP Ingenieuren der IGZ als vollverantwortlicher SAP EWM-Generalunternehmer erfolgreich umgesetzt worden ist.
Die Abläufe im neuen Logistikzentrum folgen der zentralen Vorgabe von OPTIMA, eine durchgängig konstante Materialversorgung in der geforderten Art und Menge bis zum Arbeitsplatz sicherzustellen. Dabei fallen sehr viele Auftragsgrößen und täglich rund 800 Orderlines an. Die auf ca. 6.000 m² Fläche realisierte Lösung umfasst im Kern manuelle Funktionsbereiche, wie etwa Block- und Langgutlager, sowie als Herzstück ein 5-gassiges automatisches Kleinteilelager (AKL), das optional zukünftig um eine zusätzliche Gasse im laufenden Betrieb erweiterbar ist. Der Clou: In dem regulär mit rund 27.000 doppeltiefen Behälterstellplätzen ausgestatteten AKL konnte die Kapazität auf bis zu 60.000 Kleinlagerplätze aufgestockt worden. Die so gewonnene Lagerdichte wird durch eine Sektionierung der Behälter erreicht. Das heißt, Standardbehälter lassen sich mithilfe von Einsatzkästen unterteilen (1/8, 1/4, 1/2 quer/längs), in die bis zu acht verschiedene Artikel übergeben werden können. Statt wie bis dato 16 sind heute nur noch zwei Kunststoffbehältergrößen im Einsatz.
Der auf Einsatzkästen basierende konzeptionelle Grundgedanke stellte wiederum besondere Anforderungen an die Software zur Lagerverwaltung und Materialflusssteuerung. Die Lösung: Scan-Stationen an den Arbeitsplätzen im Wareneingang (WE) mit Echtzeitintegration in SAP EWM/MFS! Durch die automatische Scannung der Einsatzkästen wird die Behälterbelegung verifiziert. Manuelles Handling an den WE-Stationen entfällt und die WE-Buchung erfolgt automatisch. So sorgt das IGZ Best Practice für Bestandssicherheit und minimiert die Fehlerrate. Zeitersparnis und Prozesssicherheit ist zudem an den Verdichtungsplätzen in der Kommissionierung gewährleistet, wo die Einsatzkästen zwecks optimaler Befüllung eines Behälters beliebig zusammengestellt werden können. Jede neue Anordnung wird systemgestützt in Echtzeit erfasst und gebucht.
Ein weiteres bei OPTIMA genutztes IGZ Best Practice ist Pick by Motion - eine gestengestützte Dialogsteuerung für das Hochleistungs-Picking mit SAP EWM. Diese Kommissionier-Methode kommt mit geringen Investitionen verbundenem Technikeinsatz aus und bietet ein Höchstmaß an Flexibilität. Jede einzelne Quellentnahme und Zielabgabe wird durch Kameras überwacht, sodass eine 0 %-Fehlerquote erreichbar ist. Greifvorgang und SAP-Verbuchung erfolgen zeitgleich mit der Bewegung. Gleichzeitig ist die berührungslose Pickquittierung aus Sicht der Mitarbeitenden ein ergonomischer, schneller und intuitiver Prozess. Sie werden durch grafische Bedienelemente und Anzeigen geführt. Daumen hoch bedeutet OK, Daumen runter verweist auf eine erforderliche Mindermengenkorrektur. Als selbsterklärendes System beansprucht Pick by Motion einen kaum nennenswerten Trainings- und Schulungsaufwand.
Als SAP EWM-Generalunternehmer hat IGZ bereits eine Vielzahl an Automatiklösungen im SAP EWM-Umfeld erfolgreich umgesetzt. Auch die damit verbundenen Referenzprojekte waren für OPTIMA ausschlaggebend, das SAP Haus für Produktion und Logistik aus Falkenberg mit der Ausstattung und Ausgestaltung des Zentrallagers am Hauptsitz in Schwäbisch Hall zu beauftragen. In diesem Projekt verantwortete IGZ die Feinplanung und Projektierung, die vollständige Anlagenintegration vom Stahlbau bis zu den Regalbediengeräten samt Gewerke-Koordination, die Steuerungstechnik inklusive Visualisierung sowie die SAP EWM/MFS-Integration.
Eine Herausforderung stellte auch der Cut-Over im Rahmen des Produktivstarts dar, sprich die Abwicklung der Bestandsumlagerung inklusive Erfassung und Vereinnahmung im neuen Logistikzentrum. Dass dies innerhalb nur weniger Tage reibungslos vonstattenging, war der intelligenten und konsequenten Nutzung eines in SAP integrierten EWM WE-Packdialogs zu verdanken. Dabei wurden bestehende LE-Label gescannt. Bei nicht vorhandener LE-Verwaltung erfolgte ein Scan des Lagerplatzlabels. Folglich verlief die Bestandsumlagerung äußerst effizient, da Prozessschritte minimiert sowie Ressourcen und Zeit eingespart werden konnten. Gleichzeit war während der kurzen Spanne des Umzugs die Warenversorgung der Produktion in vollem Umfang gewährleistet.