Retrofit & Co. – Richtige Dosierung oft maßgeblich!
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SAP S/4HANA, SAP HANA? Klingt irgendwie alles gleich, ist es aber nicht. Doch wo genau liegt der Unterschied und wo liegen die Kernvorteile der neuen, auf einer In-Memory-Datenbank basierten Echtzeit-ERP-Suite? Dieser Frage gehen wir in diesem Blog-Beitrag ebenso nach, wie der Signifikanz des S im Markennamen der neuen Enterprise Resource Planning-Generation (SAP ERP). S ist das Kürzel für SIMPLE. Was bedeutet das konkret und welche Mehrwerte erschließt die Simplifizierung Anwendern, die die Performance verbessern und die digitale Transformation im Unternehmen mithilfe der neuen Business Suite vorantreiben (möchten)?
Es kommt vor, dass SAP S/4HANA und SAP HANA im Sprachgebrauch synonym verwandt werden – das ist nicht korrekt. Richtig hingegen ist, dass S/4 die neue bzw. mittlerweile 4. ERP-Generation der SAP SE bezeichnet, die angetreten ist, die seit Jahren weit verbreitete R/3-Version abzulösen (und das „S“ kommt nun mal nach dem „R“). Bei dieser neuen SAP S/4 Echtzeit-Business-Suite handelt es sich um ein vollkommen neues Produkt, das daher auch nicht mit einem reinen Upgrade von R/3 auf S/4 gleichzusetzen ist.
SAP S/4 basiert auf der In-Memory-Plattform, also der SAP-eigenen Datenbank SAP HANA, die in der Lage ist, gewaltige Datenmengen in Bruchteilen von Sekunden verarbeiten zu können – ein wahrer Effizienz-Turbo also. Maximales Tempo wird unter anderem durch die Parallelverarbeitung in Echtzeit erreicht. Die spalten- statt zeilenbasierte Speicherung von Daten im Arbeitsspeicher und sogenannten Hochleistungs-Caches bzw. Pufferspeichern minimiert Operationen, sodass die Geschwindigkeit während einer Abfrage steigt. Medienbrüche sind ausgeschlossen. Darüber hinaus werden Informationsverluste, wie bislang bei herkömmlichen ERP-Systemen üblich, vermieden, da keine Aggregation der Daten im Vorfeld erforderlich ist. Deren Konsistenz und Integrität sind somit stets gewährleistet und das in der gewohnten SAP Qualität.
Wie bereits angemerkt, steht das S in SAP S/4HANA nach Angaben der SAP (und Wikipedia) für „Suite“ bzw. auch für „simple“. Die Entwickler der SAP SE hatten sich dem Ziel verschrieben, eine neue ERP-Generation auf den Markt zu bringen, über die auch hochkomplexe Analysen innerhalb kürzester Zeit zielsicher durchgeführt werden können. HANA steht für „High-Performance ANalytic Appliance“. Gleichzeitig wurde ein deutlich vereinfachtes Datenmodell fokussiert. Es entfällt unter anderem die herkömmliche Trennung von Online-Transaction-Processing (OLTP) und Online Analytical Processing (OLAP). Stattdessen verweisen Kennzahlen bzw. Key Performance Indicators (KPIs) frühzeitig zum Beispiel auf ein sich abzeichnendes Unter- oder Überschreiten definierter Grenzwerte, etwa auf Lagerbestandsebene.
Alle Prozesse lassen sich in einem SAP System abbilden, und auch die Datenbank stammt aus dem gleichen Hause, nämlich von SAP. Zudem beruht SAP HANA auf einer zentralen Datenbasis und beansprucht nur vergleichswese geringe Speicherkapazitäten. Folge ist eine reduzierte IT-Architektur, die Kostenvorteile sowohl auf Soft- als auch Hardwareseite erschließt. Anwender können zwischen einer Cloud-, On-Premise oder einer hybriden Lösung wählen.
Ein weiterer Quantensprung zwischen SAP R/3 ERP und der neuen SAP S/4 Suite ist die Simplifizierung. Diese bringt nochmals wesentlich mehr Nutzerfreundlichkeit in die Oberflächen und Maskenabfolgen. Anwender von SAP S/4HANA sind in der komfortablen Lage, über alle gängigen Browser sowohl stationär via PC als auch mobil per Smartphone oder Tablet auf die ERP-Suite zugreifen zu können. Sie führen ihre Transaktionen rollenbasiert und intuitiv mit der SAP Fiori-Bedienoberfläche, die auf dem SAPUI5-Framework beruht und geräteunabhängig funktioniert, sowie einer SAP Fiori App-Sammlung aus. Informationen werden praktisch auf einen Wisch grafisch aufbereitet – iPhone und Co. lassen grüßen.
Auch Dashboards lassen sich ganz einfach erstellen, ändern und mit individuellen Daten anreichern. Da das Design der Benutzeroberfläche SAP Fiori vergleichbar mit Mobile Devices ist, die Menschen auch privat auf Tablets usw. nutzen, fällt keine aufwändige Einarbeitung an und die Akzeptanz der Mitarbeiter ist dank verbesserter „Usability & Experience“ gewiss. Auch die Kommunikation und Interaktion im Team wird vereinfacht, läuft schneller ab und gestaltet sich insgesamt deutlich effektiver. Ein großer Unterschied: Die alten R/3-Zeiten mit kompliziert anmutenden Oberflächen und überladenen Eingabemasken sind endgültig vorbei!
In Summe sind es also gleich mehrere Merkmale, die das S bei SAP S/4HANA ausmachen. Die neue Echtzeit-ERP-Suite steht für eine vereinfachte Systemlandschaft, die aus monetärer Sicht Infrastruktur- und Betriebskosten verringert. Insbesondere bei Big-Data-Anforderungen, verschachtelten Werksstrukturen und mehreren Standorten/Werken. Sämtliche Prozesse eines Unternehmens sind in einer B2B-Lösung abgebildet. Neben einer simplifizierten Transaktionsabwicklung zählen neue Abläufe, größere Übertragungsraten, die Echtzeit-Analyse von Bewegungsdaten und ebenso in Real-Time durchzuführende Simulationen von bestehenden oder auch geplanten Business-Szenarien zu den entscheidenden Vorteilen.
Zentrale Applikationen in SAP S/4HANA sind:
Darüber hinaus hat die SAP SE sowohl das SAP Extended Warehouse Management (SAP EWM) als auch das SAP Transport Management (SAP TM) in den Core von SAP S/4HANA integriert. Beide Lösungen stehen dort seit dem Release 1809 auf nur einer Plattform als „Embedded Solutions“, und damit ebenfalls im S/4, zur Verfügung. Sofern Sie beide Module nutzen, profitieren Sie von einem durchgängig digitalisierten, vernetzten End-to-End-Prozess, den Sie jederzeit abgleichen, zielsicher planen und effizient steuern können.
Anfang Oktober 2020 hat SAP SE das Release SAP S/4HANA 2020 veröffentlicht. Es umfasst mehr als 1.200 Neuerungen. Augenfällig ist eine weiter verbesserte Nutzerführung mittels SAP Fiori. Hinzu kommt eine verstärkte Konzentration auf Predictive Analytics und das Potenzial von Künstlicher Intelligenz (KI) und Machine Learning (ML) bei der Automatisierung von Geschäftsabläufen. Das System lernt also bei jeder Verarbeitung von Daten dazu. Dadurch können künftig z.B. Stammdaten automatisiert angelegt bzw. vorkonfiguriert werden. Das spart Zeit in der bisher aufwändigen Anlage von Stammdaten. Gleiches gilt für Prognosen, Absatzplanungen, usw.
Mit der neuen Version der Echtzeit-ERP-Suite reduziert sich unter anderem im Bereich Manufacturing der Aufwand für die Datenpflege. Erreicht wird dies über die Materialbedarfsplanung (MRP) sowie zwei Apps: Neu ist „Schedule pMRP Simulation Creation“, erweitert wurde die App„Process pMRP Simulations“. Ein weiterer Unterschied: Beim Extended Warehouse Management (SAP EWM) wurden weitere Analysefunktionen hinzugefügt. So lassen sich zum Beispiel per CDS-Ansicht (Core Data Services) und verbesserten Navigationsmöglichkeiten Engpässe im Lager noch frühzeitiger zu identifizieren und zu eliminieren. Neu ist zudem die integrierte Just-in-Time-Versorgung der Produktion – ein Verfahren, das dazu beiträgt, kapitalbindende Materialbestände zu reduzieren.
Integriert in SAP S/4HANA 2020 wurde darüber hinaus die sogenannte Extended Service Parts Planning-Applikation (eSPP) für das Supply Chain Management. Sämtliche Stammdatenobjekte für die Ersatzteillogistik lassen sich somit innerhalb eines einzigen Systems verwalten, in dem auch die Planung erfolgt. Anwender werden durch Prognose- und Analyse-Funktionen sowie die Distributionsbedarfsplanung (DRP) unterstützt. Sie sparen Zeit und Kosten bei gleichzeitig steigender Qualität.
Wie schon eingangs erwähnt handelt es sich bei der Echtzeit-ERP-Suite SAP S/4HANA um ein komplett neues Softwareprodukt der SAP, das nicht nur ein reiner Ersatz für das in die Jahre gekommene R/3 ist, sondern praktisch einen Paradigmenwechsel im Unternehmen einläutet. Die Einführungsplanung sollte daher gut überlegt sein, da es auch Chancen bietet, bei den eigenen Prozessen durch Standardisierung und Automatisierung eine neue Ära einzuläuten. Ein Softwareeinführungsprojekt ist in der Regel ja auch immer ein Prozess-Reengineering.
Insofern sollten sich Prozess- und IT-Verantwortliche – auch angesichts des angekündigten Stichtags 31.12.2027, an dem SAP R/3 offiziell abgekündigt und „End of life“ ist – möglichst rasch und zugleich intensiv damit auseinandersetzen, inwieweit SAP S/4HANA die verfolgte Strategie in Unternehmen zukünftig möglicherweise besser unterstützen kann. Die Wechsel-Optionen sollten eingehend geprüft werden: Neuinstallation (Greenfield) inklusive Datentransfer aus vorhandenem ERP, System Conversion (Brownfield), vergleichbar mit einer vollständigen Migration, oder Landscape Transformation für die Konsolidierung mehrerer ERP-Lösungen und deren Überführung in SAP S/4HANA.
Sie haben Fragen? Wir stehen Ihnen im Bereich der Migration Ihrer SAP R/3 Logistik- und Produktionsanwendungen (SAP WM, TRM, LE-TRA, XSI, PP, etc.) auf SAP S/4 HANA jederzeit gerne zur Verfügung. Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme!