Retrofit & Co. – Richtige Dosierung oft maßgeblich!
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Aus rein technischer Perspektive sind selbstfahrende Pkw oder autonom verkehrende Transporter schon längst keine Utopie mehr. Ähnlich verhält es sich beim Thema „Smart Logistics“ oder oftmals auch Logistik 4.0 genannt. Auch hier werden bereits Anstrengungen unternommen bzw. Probefahrten absolviert, klassische Supply Chains neu zu konditionieren. Die erforderlichen Technologien zur Automatisierung von Kernprozessen sind ebenso vorhanden, wie jene zur unternehmensübergreifenden Vernetzung der Informations- und Materialflüsse. Zögern ist also keine Option! Anders formuliert: Wer bremst, verliert! Denn die Logistik ist nicht nur ein entscheidender Wettbewerbsfaktor, sondern auch ein zentraler Stützpfeiler der Industrie 4.0. Umso wichtiger ist es, nicht den Anschluss zu verlieren. Doch welche Technologien sind maßgeblich für Smart Logistics und welche lösen einen direkt zu verbuchenden Mehrwert aus? Diesen Fragen widmen wir uns in diesem Beitrag.
Die Globalisierung hat dazu beigetragen, dass Logistiknetzwerke zu einem hochgradig komplexen Gebilde avanciert sind. Tritt an nur einem Knotenpunkt eine Störung auf, kann dies mitunter fatale Folgen für die gesamte Lieferkette haben. Resilienz ist in diesem Kontext kein Modewort, das in Pandemiezeiten Hochkonjunktur hat. Vielmehr hat sich schon vor Corona abgezeichnet, dass Unternehmen ihre Supply Chains u.a. angesichts protektionistischer Bestrebungen einzelner Länder und/oder Naturkatastrophen widerstandsfähiger ausrichten müssen. Ergo sind zudem wandelbare Logistiksysteme gefragt, die sich möglichst rasch und flexibel an veränderte Umstände anpassen lassen.
Mit der parallel eingeforderten vertikalen Vernetzung wird aber auch ein enormer Datenfluss in Gang gesetzt. Diese Informationsflut zu kanalisieren und gewinnbringend aufzubereiten, ist Aufgabe der „Künstlichen Intelligenz“ (KI), die den Menschen bei der Entscheidungsfindung unterstützt und letztendlich – wie der Begriff schon impliziert – Kern des Konzepts von „Smart Logistics“ ist.
Die automatisierte Bereitstellung von Daten zu Analysezwecken eröffnet eine Vielzahl an bis dato nicht denkbaren Optionen, Veränderungen begleiten und meistern zu können. Gleichzeitig lassen sich die gewonnenen Erkenntnisse zeitnah nutzen, um auf operativer Ebene Effizienzgewinne generieren zu können. Ein gutes Beispiel ist die Rückverfolgbarkeit von Warensendungen. Sie erhöht die Auskunftsfähigkeit und stärkt nicht nur beim Online-Handel die Kundenbindung. Nicht zu unterschätzende Vorteile bieten auch die vorbeugende Instandhaltung – Predictive Maintenance – sowie die datengestützte Kapazitätsplanung im Rahmen des Logistik- und Transportmanagements.
Während herkömmliche Analysetools primär historische Daten fokussieren, gestattet „Advanced Analytics“ quasi einen Blick in die unmittelbare Zukunft und hilft, Nachfrageentwicklungen besser einschätzen und entsprechende Vorkehrungen treffen zu können. Maschinelle und personelle Ressourcen lassen sich strukturierter planen und die Materialnachschubversorgung kann situationsbedingt hoch- oder heruntergefahren werden. Hinter diesen automatisiert erzeugten Aussagen steckt eine Vielzahl an Algorithmen, die – vereinfacht ausgedrückt – in Windeseile unter Berücksichtigung sämtlicher Parameter nach Mustern suchen, Berechnungen durchführen und aus all dem solide Prognosen ableiten.
Auch der „Digitale Zwilling“ (Digital Twin) ist ein charakteristisches Element von Smart Logistics. Das virtuelle Pendant eines realen Objekts lässt sich in 3D darstellen. Nutzer haben die Möglichkeit, über Simulationsläufe risikofrei zu testen, welche Folgen etwaige Veränderungen in der Wirklichkeit nach sich ziehen könnten. Die Digital-Twin-Technologie ist auch Bestandteil der neuen Business-Suite SAP S/4HANA „Cloud for intelligent product design“. Die Walldorfer fokussieren den gesamten Lebenszyklus einer Maschine oder einer Gesamtanlage. Die mitwachsenden digitalen Abbilder werden dabei mit den Produktionssteuerungssystemen SAP ME und SAP MII sowie mit der SAP Hybris Cloud, Funktion des maschinellen Lernens, der Distributed-Ledger-Technologie (Blockchain) und mit dem Internet of Things (IoT) kombiniert.
Letztendlich macht’s der Mix: Ausgeklügelte Automatisierungstechnik in Verbindung mit digitalen Zwillingen und künstlicher Intelligenz. Folglich wird das Bild der Smart Factory geprägt sein von fahrerlosen Transportsystemen (FTS), die autonom im Verbund agieren und sich selbst organisieren. Hinzu kommen freinavigierende, mit intelligenter Sensorik bestückte Roboter sowie kollaborierende Roboter (Cobots), die ihre Stärke gleichermaßen in Produktion und Logistik ausspielen. Letztere arbeiten mit dem Menschen Hand in Hand, sind vergleichsweise günstig und direkt nutzbar. Cobots neuerer Bauart sind zudem in der Lage, permanent eigenständig hinzuzulernen. So wird die integrierte Intelligenz durch die Methodik des maschinellen Lernens (ML) kontinuierlich gesteigert. Infolge ist es sogar denkbar, dass der Kollege Roboter anfällige Prozesse in Eigenregie optimiert
Effizienzsprünge dank Smart Logistics sind insbesondere im Bereich der kostenintensiven Kommissionierung realisierbar. Unterstützend wirken zum Beispiel Datenbrillen (Smart Glasses). Hierbei handelt es sich um Wearables, die relevante Informationen zum Pickauftrag unmissverständlich in das Sichtfeld des Kommissionierers einblenden. Alternativ kommen dort mit der Fähigkeit des maschinellen Lernens ausgestattete Roboter zum Einsatz. Sie besitzen zudem das Talent, automatisch Nachschub in der erforderlichen Größenordnung anfordern zu können. Auch das IGZ Best Practice PICK-BY-ROBOT basiert auf dem Machine-Learning-Prinzip. Dieser autonome Assistent für die Kommissionierung 4.0 lässt sich ebenfalls ganz einfach nachrüsten und ohne jegliche Middleware mittels SAP Extended Warehouse Management (SAP EWM) ansteuern.
Mit der Grundsatzidee, auf integrierte Systeme zu setzen, die eine Direktanbindung von Lagerautomation und -technik ermöglichen, hat SAP bereits vor Jahren den Grundstein für Smart Logistics gelegt. Auf Grundlage standardisierter Softwarelösungen erhalten Anwender ein mächtiges und zugleich hocheffizientes „Werkzeug“ zur Umsetzung einer durchgängig vernetzten Logistik sowie für deren kontinuierliche Optimierung. Paradebeispiele sind SAP Extended Warehouse Management (SAP EWM) und SAP Transportation Management (SAP TM). Konsequent ist auch die Einbindung der Plattformen in den Core der neuen ERP-Generation SAP S/4HANA. Damit unterstreicht der führende Softwareentwickler die zunehmende Verflechtung von interner und externer Logistik. Anwender von SAP S/4HANA haben so die Möglichkeit, bereichsübergreifend und zeitnah auf veränderte Marktanforderungen und/oder Nachfrageschwankungen reagieren zu können.
Neue Technologien respektive Automatisierungskomponenten lassen sich unmittelbar einbinden, sodass sukzessive weitere Potenziale zur Steigerung der Performance bei gleichzeitiger Kostenreduzierung erschlossen werden können. Smart Logistics ist also auch kein munteres Gedankenspiel, sondern aus technologischer Sicht schon jetzt umsetzbar. Dabei muss es nicht gleich der ganz große, mit beträchtlichen Kosten verbundene Wurf sein. Vorhandene Technologien schrittweise geschickt in vorhandene Abläufe zu integrieren, ist ein guter Anfang und macht sich bezahlt. Denn ein schneller Return-of-Invest rechtfertigt den Aufwand. Der Grundstock ist also gelegt. Es braucht wie immer „nur mutige Entscheider und Macher mit Weitblick“ den entsprechenden Mut für Innovationen.