Tourenplanung vs. Routenplanung Welche Methode ist wann zu empfehlen?

Transportprozesse unterliegen einer Vielzahl von Einflussfaktoren, die bei der Disposition zu berücksichtigen sind. Vergleichsweise einfach ist es dann, wenn nur wenige Lkw oder Kleintransporter auf dem Weg von A nach B zu koordinieren sind. Betreiben Unternehmen jedoch größere Fahrzeugflotten, avanciert die Planung  schnell zu einer äußerst komplexen Aufgabe, die möglichst effizient zu lösen ist. Sehr häufig verwendet man in diesem Zusammenhang die Begriffe „Tourenplanung“ und „Routenplanung“ respektive „Tour“ und „Route“ als Synonym. Das ist allerdings genau genommen nicht korrekt. Worin genau der Unterschied besteht, ist Thema unseres aktuellen Blogs. Darin spielt auch Software eine wichtige Rolle – ob als Stand-alone-Lösung, Add-On oder als integriertes Modul einer Supply Chain Lösung wie etwa SAP Transportation Management (SAP TM).

Das Wichtigste auf einen Blick:

Nach Eingabe des gewünschten Zielortes bemisst ein Routenplaner die Entfernung sowie die voraussichtliche Fahrtdauer und berechnet die schnellste bzw. kürzeste Route. Routenplaner kommen vornehmlich in Pkw oder bei einer überschaubaren Zahl an Lkw oder (Klein-)Transportern zum Einsatz.

Tourenplaner sind immer dann zu empfehlen, wenn Anwender einen größeren Fuhrpark betreiben und koordinieren müssen. Die Verplanung erfolgt auf Basis vorhandener Aufträge bzw. Frachtsendungen, die zu Touren konsolidiert und unter Zuordnung mehrerer Abladeorte bestmöglich auf die Fahrzeuge verteilt werden.

Die Tourenplanung trägt dazu bei, die Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit zu steigern. Der Fuhrpark wird unter Berücksichtigung aller Ressourcen, Vorgaben und Restriktionen optimal ausgelastet. Die Prozesse sind transparent, Kosten werden gesenkt und die Belieferung erfolgt verlässlich innerhalb des vom Kunden gewünschten Zeitfensters.

Was ist ein Routenplaner?

Beinahe ein Jeder, der auf längeren Strecken mit dem Pkw unterwegs ist, vertraut auf ein Navigationssystem. Größtenteils ist das sogar Bestandteil der Fahrzeugausstattung. Aber auch Kartendienste wie Google Maps weisen recht sicher den Weg, sobald der Fahrer das gewünscht Ziel eingegeben hat. Anfallende Kilometer in Verbindung mit der voraussichtlichen Reisedauer werden relativ exakt errechnet und die bestmögliche Route ermittelt. Folglich handelt es sich bei Pkw-Navigationssystemen auch um Routenplaner – allerdings in vereinfachter Form.

Die Planung von durch Lkw erbrachten Transporten beansprucht allerdings weitaus mehr grundlegende Informationen, auch um kritische Situationen zu vermeiden. Das können marode, für Schwerlasttransporte gesperrte Brücken, Umweltzonen und/oder für hohe Aufbauten zu niedrige Unterführungen sein. Einem auf die professionelle Nutzung ausgelegtem Lkw-Routenplaner sind diese Restriktionen bekannt und er passt die Wegführung entsprechend an. Weiterhin sind in modernen Tools dieser Art auch Spezifika, wie etwa die Achslast des Lkw oder Transporters, hinterlegt. Darüber hinaus ist das System in der Lage, nicht nur die Entfernung und Fahrtzeit zu ermitteln, sondern auch die mit jedem einzelnen Transport verbundenen Kosten inklusive entlang der Route anfälliger Mautgebühren.

Was ist ein Tourenplaner?

Ein Tourenplaner hingegen weist einen noch weitaus höheren Grad an integrierter Intelligenz auf. Die Zustellung selbst heterogener Gütermengen per größer werdender Fahrzeugflotte an wechselnde Abnehmer gelingt zielsicher. Daraus lässt sich auch das primäre Ziel der Tourenplanung ableiten: Kostenminimierung bei Einhaltung der vorgegebenen bzw. vertraglich vereinbarten Leistungsniveaus. Das kann allerdings nur dann funktionieren, wenn die für den Versand vorgesehenen Aufträge mit in die Tourenplanung einbezogen werden. Exakt darin besteht der entscheidende Unterschied zwischen einem Routen- und einem Tourenplaner.

Aufträge werden softwareunterstützt zu Touren zusammengefasst. Im Rahmen des Clustering erfolgt dabei auch eine Zusammenstellung in optimierter Anfahrts-Reihenfolge unter Berücksichtigung der vorgesehenen Stopps auf der Tour. Sendungen werden bestmöglich auf jedes einzelne Fahrzeug verteilt, sodass bei der Entladung vor Ort keine Zeitverluste auflaufen und der Prozess effizient abgewickelt werden kann. Dies gelingt, da der jeweiligen Software nicht nur Liefermengen, Ressourcen und deren Verfügbarkeit bekannt sind, sondern auch Öffnungszeiten, gebuchte Slots beim Empfänger, Lenk- und Ruhezeiten sowie kundenindividuelle Ablieferungsvorgaben. Eine professionelle Tourenplanung versetzt Sie somit in die Lage, Güter nicht nur wunschgemäß just-in-time zuzustellen, sondern auch Fahrzeuge und Ladevolumen optimal auszulasten, die Anzahl gefahrener Kilometer zu reduzieren und die Kosten für Fuhrpark und den gesamten Transportprozess deutlich zu minimieren.

Welche Planungsmethode passt besser zu mir?

Routenplaner oder Tourenplaner? Welche Lösung sich für Ihr Unternehmen rechnet, hängt von dem Komplexitätsgrad Ihrer Transportlogistik ab. Wenn Unternehmen primär einen festen, überschaubaren Kundenstamm bei kaum variierenden Gütern und Auftragsmengen bedienen oder Soloselbständige beispielsweise nur ein Fahrzeug führen, reicht ein Routenplaner völlig aus. Wächst der Fuhrpark und die geladene Fracht setzt sich aus Aufträgen mehrerer Kunden zusammen, die auf der Tour anzufahren sind, dann empfiehlt sich der Einsatz einer Tourenplanungssoftware. Einem solchen Tool sind selbst komplexeste Vorgaben und Restriktionen bekannt, sodass Fehler bei der Disposition minimiert werden. Anwender sparen so auch deutlich an Zeit.

Tourenplanung als TMS-Teilprozess

Weit verbreitet – speziell im Speditionsgewerbe – sind auch Transportmanagementsysteme (TMS), die neben Verwaltungs-, Kontroll- und Abrechnungsfunktionen auch Applikationen für die Tourenplanung bieten. Diese erfolgt meist zunächst manuell. Das Ergebnis wird dann in das TMS eingespielt, welches die weitere Auftragsabwicklung übernimmt. Bei dauerhaft erhöhtem Auftragsaufkommen und wachsender Komplexität gehen Nutzer vermehrt dazu über, unterstützend eine separate Tourenplanungssoftware an das System zu koppeln.

Eine Alternative, um tatsächlich die für alle Beteiligten entlang der Lieferkette effizienteste Tour zu generieren, ist die grafisch unterstützte Transportplanung in SAP Transportation Management (SAP TM). Das System berücksichtigt ebenfalls sämtliche Vorgaben und Restriktionen, Kostenstrukturen und priorisierte Transportrouten. Integriert ist zudem eine Laderaumvisualisierung und -optimierung. Ein weiterer Vorteil besteht darin, in einer SAP-Umgebung parallel SAP Extended Warehouse Management (SAP EWM) nutzen zu können. So lassen sich unter anderem die dem eigentlichen Transport vor- und nachgeschalteten Lagerprozesse passgenau abstimmen. Über intelligente Strategien kann sichergestellt werden, dass für den Transport bzw. die Tour bestimmte Sendungen termingerecht an der Rampe bereitstehen und sich ohne Zeitverlust verladen lassen. So werden nicht nur Wartezeiten miniert, es fallen auch weitaus weniger Kosten an.

Fazit

Die Transportplanung kann eine komplexe, mitunter nervenaufreibende Aufgabe sein, bei der nicht selten Zeit und wertvolle Ressourcen verschwendet werden. Wesentlich einfacher und effizienter gestaltet sich der Prozess bei Einsatz eines softwarebasierten Tourenplanungssystems. Und wer bereits im Lager respektive im Wareneingang und Warenausgang entsprechende Vorkehrungen schafft – etwa eine termingenaue Bereitstellung zur Verladung –, profitiert gleich in doppelter Hinsicht. Disponenten werden entlastet und die Mitarbeiterzufriedenheit steigt – auch die des externen Personals, sprich der Fahrer. Sie können stets sicher sein, dass geltende Vorschriften eingehalten werden, schaffen Transparenz und reduzieren Transportkosten. Das neu geschaffene Höchstmaß an Termintreue in Form einer verlässlichen Lieferung innerhalb des definierten Zeitfensters sorgt nicht zuletzt für eine langfristige, erfolgreiche Kundenbindung.