Kommissioniersysteme im Vergleich Automatische vs. manuelle Kommissionierung

Grundsätzlich wird in der Kommissionierung zwischen „Person-zur-Ware“- und „Ware-zur-Person“-Lösungen entschieden. Im ersten Fall entnimmt ein Mitarbeiter am jeweiligen Lagerplatz die angeforderten Artikel und stellt die Waren für die Aufträge sukzessive zusammen. Beim Ware-zur-Person-Prinzip hingegen erfolgt die Bereitstellung aus einem Lager automatisiert, in der Regel durch Fördertechnik angediente Behälter oder Paletten. Nach Entnahme der Waren an einem Arbeitsplatz werden die Restartikel/Behälter wieder in das Lager zurücktransportiert und eingelagert.

Sofern sich das Auftragsvolumen in Grenzen hält bzw. die Artikel nicht für automatische Fördertechnik/Lagertechnik geeignet sind (z.B. nicht förderfähig), wird meist das Verfahren „Person-zur-Ware“ angewendet. Von Vorteil ist, dass die Investitionskosten meist gering ausfallen, da ja lediglich Regale oder Bodenflächen benötigt werden (sofern genügend Fläche vorhanden ist). Betreiber können flexibel agieren und Systemausfälle sind ausgeschlossen. Wenn man jedoch die Faktoren Zeit und Qualität hinzuzieht, weist eine derartige Lösung oft Nachteile auf. Lange Wegzeiten verringern die Kommissionierleistung, die Entnahme von Waren aus den Regalen ist deutlich personalintensiver.

Wenn ein besonders großes Artikelspektrum zu managen ist, lohnt es sich hingegen, über Lagerautomatisierung und „Ware-zur-Person“-Methoden nachzudenken. Denn Technologieunterstützung sowie kurze Laufwege nur an Arbeitsplätzen ermöglichen eine wesentlich höhere Kommissionierleistung. Weitere Vorteile sind unter Qualitätsaspekten zu verzeichnen, weil im direkten Vergleich deutlich weniger Fehler passieren. Hinzu kommt, dass Arbeitsplätze ergonomisch gestaltet und z.B. Leerbehälter auch automatisch ver- und entsorgt werden können. Gleichwohl sind die erforderlichen Investitionen entsprechend höher. Nachteilig kann sich ggf. ein stark wechselndes Artikelspektrum auswirken, da z.B. eine automatische Lagertechnik nur begrenzt flexibel ist, da die Förderstrecken ja statisch vorgegeben sind und nur mit Umbauten erweitert oder verändert werden können. Ebenso muss das Risiko von Stillständen beim Ausfall einzelner Komponenten berücksichtigt werden.

Eine kleine Geschichte vom Suchen und Finden

Picklisten, etwa in Form von Ausdrucken, sind im Lager vieler Unternehmen nach wie vor weit verbreitet. Wenn nach dem Prinzip Pick-by-Paper gearbeitet wird, muss nach Abarbeitung der Auftragspositionen ein manueller Abgleich im Lagerverwaltungs- bzw. Warenwirtschaftssystem vorgenommen werden. Dieser „Klassiker der Kommissionierung“ ist nicht nur hochgradig fehleranfällig. Es fehlt an Bestandstransparenz, sodass wiederholt teils aufwändig nach Waren gesucht werden muss. Die Produktivität der Mitarbeiter sinkt, in Spitzen wird gegebenenfalls weiteres Personal benötigt. Probleme entstehen auch dann, wenn erfahrene Werker, die sich im Lager bestens auskennen, krankheitsbedingt ausfallen oder in den Ruhestand gehen. Das Wissen ist nur in den Köpfen, aber nicht im System. Last but not least offenbaren sich im Zuge von Inventuraufnahmen oftmals große Abweichungen auf Bestandsebene.

Eine beleglose Kommissionierung eliminiert diese Nachteile und kann durch den Einsatz eines Lagerverwaltungssystems (z.B. SAP Extended Warehouse Management) realisiert werden. Die Vorzüge einer digitalisierten Lagerverwaltung sprechen für sich: Es herrscht zu jedem Zeitpunkt durchgängig Transparenz über sämtliche Bestände im Lager und die Fehlerquote im Bereich der Kommissionierung sinkt. Prozesse lassen sich effizienter ausrichten und vorhandene Flächen besser nutzen. Für weitere Zeit- und Personaleinsparungen sorgt eine permanente Inventur.

Kommissioniersysteme im Vergleich: Klassische Kommissioniersysteme im Schnell-Check

Zu den gängigsten beleglosen Verfahren, die beim manuellen „Person-zur-Ware“-Prinzip greifen, zählen Pick-by-Scan, Pick-by-Light und Pick-by-Voice. Darüber hinaus gibt es auch innovative Kommissioniertechniken wie z.B. Pick-by-Vision (Kommissionierung mit Smart Glasses) oder Pick-by-Motion® (Gestengesteuerte Kommissionierung) und Pick-by-Robot® (Vollautomatische Kommissionierung). Für all diese Kommissioniertechniken bietet IGZ ein vollumfängliches Best Practice Paket in Verbindung mit SAP EWM an.

Im Rahmen von Pick-by-Scan unterstützen mobile Datenerfassungsgeräte (MDE) die Werker bei ihrer Arbeit. Pickaufträge werden dorthin übertragen und durch Scannen des Barcodes erfolgt eine direkte Rückmeldung an das Lagerverwaltungssystem. Zeitersparnis und eine verringerte Fehlerquote sind die Folge. Notwendig ist hierbei allerdings, dass der Kommissionierer permanent mit der Handhabung des Geräts beschäftigt ist. Bei Pick-by-Light wird dem Lagerpersonal über eine Anzeige visualisiert, welche Artikel in welcher Menge aus welchem Fach zu entnehmen sind. Der Abschluss wird über eine Taste quittiert. Auch hier fällt die Fehlerquote gering aus. Zudem stehen die Waren im direkten Zugriff. Einzukalkulieren sind jedoch hohe Anschaffungskosten. Das System muss zudem gewartet werden und spezielle Methoden, wie etwa die Batch-Kommissionierung, werden nur mangelhaft unterstützt.

Weitere Alternativen für die Königsdisziplin

  • Verbreitet ist darüber hinaus Pick-by-Voice, insbesondere in den großen Logistikzentren von Retailern. Die sprachgestützte Kommissionierung macht den Einsatz von Handscannern ebenfalls überflüssig und die Mitarbeiter können beide Hände zum Greifen der georderten Artikel nutzen. Auch in diesem Fall ist mit höheren Investitionen zu rechnen, da sowohl Equipment angeschafft und auch das Personal geschult werden muss.
  • Nicht das Richtige dabei? Erhöhte Flexibilität bietet beispielsweise auch Pick-by-Vision. Hier kommen Datenbrillen oder auch sogenannte Smart Glasses zum Einsatz. Die Auftragsinformationen werden dem Werker über ein Mikrodisplay direkt in das Blickfeld projiziert. Genau wie bei Pick-by-Voice ist die Bedienung jedoch durchaus „Geschmacksache“, denn man trägt als Kommissionierer den ganzen Tag das Equipment (Kopfhörer bzw. Brille) direkt am Ohr bzw. im Sichtfeld.
  • Minimalen Technikeinsatz, hohe Benutzerakzeptanz, Bewegungsfreiheit und intuitive Bedienung verspricht hingegen Pick-by-Motion®, die gestengesteuerte Kommissionierung. Dabei werden die Greifbewegungen des Mitarbeiters durch eine 3D-Kamera überwacht, sodass Fehlgriffe ausgeschlossen werden können. Taster, Lichtanzeigen sowie Spracheingaben entfallen komplett. Des Weiteren werden Befehle durch einfache Gesten quittiert, d.h. es sind weder Bildschirmeingaben noch Spracheingaben erforderlich.

Automatisierung: Investitions- vs. Betriebskosten

Analog zur sukzessiven Systemunterstützung lässt sich auch die Kommissionierung noch weiter automatisieren, um die Auftragsabwicklung zu beschleunigen und parallel zu verhindern, dass dem Kunden falsche Artikel, Mengen oder Chargen zugestellt werden. Darauf setzen nicht nur Online-Giganten, die die schöne, neue Einkaufswelt bedienen, sondern verstärkt auch kleinere und mittelständische Unternehmen sowie Industriekunden.

Von einer vollautomatischen Kommissionierung versprechen sie sich in erster Linie erhöhte Geschwindigkeit und Genauigkeit sowie ein Plus an Arbeitssicherheit. Den Investitionen stehen so dauerhaft gesenkte Betriebskosten gegenüber – auch durch reduzierten Personaleinsatz. Mitarbeiter, die bis dato im Bereich der Kommissionierung aktiv waren, können nun anderweitig im Unternehmen produktiv agieren.

Roboter arbeiten zudem nicht nur hochpräzise, sondern auch ermüdungsfrei und ansteckungsfrei – bei Bedarf auch rund um die Uhr. Mit Pick-by-Robot® hat IGZ daher eine ausgefeilte Best Practice-Lösung für SAP Extended Warehouse Management (SAP EWM) entwickelt, die mit modernster 3D-Kameratechnik ausgerüstet ist. Zudem ermöglicht ein automatischer Werkzeugwechsler, dass ein sehr breites Artikelspektrum gegriffen werden kann.

Fazit: Roboter revolutionieren die Kommissionierung schon heute

Mit der vollautomatischen Roboter-Kommissionierung ist Logistik 4.0 bereits Realität geworden. Dort übernehmen Maschinen Arbeiten, die zuvor vom Menschen oftmals unter erschwerten, mitunter auch gesundheitsschädlichen Bedingungen erbracht wurden. Diese werden gleichzeitig von monotonen, sich stetig wiederholenden Tätigkeiten entlastet und können sich Aufgaben widmen, die dem Unternehmen auf dispositiver Ebene viel mehr Mehrwerte bieten. Mit Pick-by-Robot® gelangen angeforderte Waren via Fördertechnik zu den Kommissionierarbeitsplätzen.

Der mit einer 3D-Hochleistungskamera bestückte Roboter entnimmt die gewünschte Anzahl der Artikel aus dem Quellbehälter und übergibt sie in bereitgestellte Zielbehälter oder auch Kartons. Die bestmöglichen Greif- oder Saugpunkte werden hierbei über hinterlegte Algorithmen ermittelt, sodass eine konstante artikelspezifische Optimierung erfolgt. Integrierte Kontrollfunktionen sorgen für maximale Picksicherheit und über Packmuster-Algorithmen ist eine platzsparende Bestückung der Zielbehälter gewährleistet.

Ein weiterer besonderer Vorteil ist der im Roboter integrierte, vollautomatische Werkzeugwechsler. So können bei Bedarf auch sehr verschiedenartige Artikel an einem Arbeitsplatz kommissioniert werden, was wiederum einen enormen Mehrwert bei der Prozessflexibilität bildet. Mithilfe verschiedener, ebenfalls von IGZ entwickelter Tools deckt Pick-by-Robot® somit ein groß angelegtes, variierendes Artikelspektrum ab. Ausfallzeiten beim Auswechseln des Werkzeugs werden minimiert. Die Lösung ist einfach nachrüstbar (auch in bestehende Anlagen) und lässt sich ohne jeglichen Einsatz von Middleware direkt an SAP EWM koppeln, wobei „Machine Learning“ letztlich auch die automatische Stammdatenpflege unterstützt. Infolge ist Pick-by-Robot® auch für kleinere und mittelständische Unternehmen (KMU) interessant.