Retrofit & Co. – Richtige Dosierung oft maßgeblich!
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Bei kaum einem anderen Thema wird sich so oft verschätzt wie beim Bau. Dies gilt auch für Lagerhallen und andere Logistikgebäude. Mal wird der Flächenbedarf falsch eingeschätzt, mal an der Qualität der Bodenbeschaffenheit gespart oder die Brandschutzverordnungen bereiten im Nachhinein Probleme. Logistik-Bauprojekte können zahlreiche Tücken mit sich bringen. Eine optimale Platzausnutzung des neuen Lagers zu erreichen und gleichzeitig die Logistikfunktionen so unterzubringen, dass alle Arbeitsprozesse reibungslos ablaufen, ist ein komplexes Unterfangen. Aber wenn Sie die 7 größten Hürden und Stolpersteine kennen, die bei Bauprojekten auftreten können, und unsere Tipps beherzigen können Sie Ihren Neu- oder Erweiterungsbau schon mal etwas entspannter angehen. Welche Fallstricke gibt es also?
Im Gegensatz zu anderen Industriegebäuden variieren bei Logistikgebäuden die Dimensionen enorm. Man nehme nur die Gebäudehöhe für ein Hochregallager: Je nach zulässiger Höhe muss das gesamte Lager entsprechend höher geplant werden als für eine Standard-Industriehalle. Außerdem sollte die Höhe der Verladetore auf alle an- und abtransportierenden Fahrzeugtypen abgestimmt werden. Abhängig von der verwendeten Logistiktechnik und der benötigten Lagerkapazität ist der Flächenbedarf auszurechnen.
Im Gebäudeinneren kann es außerdem zu fehlerhaften Anordnungen kommen. Konflikte verursachen z. B. Stützenraster, die eine optimale Logistikgestaltung behindern oder Fördertechnik und Regale, die wichtige Zugänge bzw. Gebäudefunktionen blockieren. Die Lösung besteht in einer engen Abstimmung zu den architektonischen und logistischen Anforderungen seitens der beteiligten Planer:innen (Architekten, Technische Gebäudeausrüstung und Logistikplaner) während des gesamten Projekts.
Wer bedenkt, dass ungeplante Veränderungen an fertigen Logistikgebäuden zu den größten Kostenpunkten zählen, kann Ausbau oder Umnutzungen bereits zu Baubeginn miteinkalkulieren. Zwar können Unternehmen in den seltensten Fällen vorhersagen, wo sie in den nächsten 10 bis 15 Jahren stehen werden. Aber durch ein flexibles Stufenkonzept, beziehungsweise langfristiges Entwicklungskonzept und eine modulare Auslegung des Gebäudes, wird die Grundlage geschaffen, um jeden Bereich bei Bedarf stufenweise bis zum Maximalausbau zu erweitern. So können baurechtliche Vorschriften und das Grundstück auf seine Beschaffenheit hin rechtzeitig geprüft werden. Zum Vordenker zu werden lohnt sich also! So können spätere Investitionen reduziert werden.
Gebäudefassade und Intralogistik sollen eine Einheit bilden, werden aber oft getrennt betrachtet und geplant. Konfliktherde sind z. B. von innen blockierte Gebäudeöffnungen oder Tore, deren Maße nachträglich angepasst werden müssen. Hier sind Berechnungen durch Architekt:in und Logistikplaner:in gefragt, um dies zu vermeiden. Und auch hier müssen die Optionen für mögliche bauliche Öffnungen entsprechend vorgesehen werden, wenn man sich eine spätere Erweiterung des Lagers offenhalten will. Idealerweise schafft man es, dass Logistikplaner:innen und Bauplaner:innen Hand in Hand arbeiten und gut abgestimmt sind.
Die Gebäude-Innengestaltung besser immer als Erstes angehen. Denn: Die größten Wertschöpfungspotentiale befinden sich im Gebäude-Inneren. Wird ein neues Logistik-Gebäude „von außen nach innen“ geplant und wird zuerst die „Hülle“ gebaut, geht das oft zulasten der Funktionalität und Wirtschaftlichkeit. Bevor die Gebäudehülle errichtet wird, sollte zuerst der „Kern“ mit seinen „innenliegenden“ Prozessen, Materialflüssen, seinen Funktionen und den Flächen konzipiert werden. Sonst können Investitionen und Betriebskosten durch fehlende Erweiterungsoptionen sowie unpassende Regaleinrichtungen, Lagertechnik und Prozesse steigen.
Die Investition in einen belastbaren, tragfähigen Fußboden wird oft unterschätzt. Der Boden eines Lagers muss schließlich etwas aushalten. Man denke nur an Fördertechnik und Bühnenanlagen (z. B. unter einer Bühnenstütze), die durchaus mehrere zig Tonnen wiegen können. Um eine gleichmäßige und schonende Fahrweise für Flurförderzeuge zu gewährleisten, muss der Fußboden eben genug sein. Die Widerstandsfähigkeit sollte ausreichen, um die Reifenreibung gering zu halten und statische Aufladungen der Fahrzeuge abzuleiten. Insbesondere bei Automatiklägern ist eine befriedigende Biege-Steifigkeit der Bodenplatte von Nöten.
Immer komplexer werdende Brandschutzvorschriften treiben die Gesamtkosten für einen Neuanlagenbau schnell in die Höhe. Wie das vermieden werden kann? Indem Logistikplaner, Architekten und Brandschutzverantwortliche den planerischen Spielraum beim Erstellen des Gebäudekonzepts ausnutzen: Ansatzpunkte sind zum Beispiel der Typ der Löschanlage, die Höhe und Breite des Kubus, die Gestaltung von Brandabschnitten, der Typ der Einrichtungstechnik, Kompensationsmaßnahmen und vieles mehr. Wichtig ist auch hier die frühe Kontaktaufnahme mit beteiligten Planer:innen und Brandschutzbeauftragten in einer frühen Phase der Logistikplanung.
Auch Fehlplanungen in Sachen Licht rächen sich. Im Zuge der Logistikplanung sollte die Einrichtung und die Arbeitsprozesse berücksichtigt werden, wenn es um die Planung der Beleuchtung geht – also noch vor der Beleuchtungsinstallation. Generell gilt, dass sich zu viel Licht für wenig genutzte und zu wenig Beleuchtung in häufig genutzten Lagerbereichen als Kostenfresser entpuppen können. Wer möchte schon gerne ohne Tageslicht oder überhaupt in schlecht beleuchteten Bereichen arbeiten, wenn es sich auch anders realisieren lässt? Beispielsweise mit Bewegungsmeldern können auch wenig frequentierte Gebäude- oder Packbereiche kostensparend erhellt werden. Und auch Oberlicht-Fenster an den richtigen Stellen sorgen für ein freundlicheres Raumklima als nur LED-Beleuchtungen.
Je nach Technisierungsgrad des Logistikgebäudes werden große Mengen Strom für Flurförderzeuge, Arbeitsplätze und andere Technik (Regalbediengeräte, Shuttles, Fördertechnik etc.) benötigt. Zudem muss an Räume für die Infrastruktur wie Trafostationen, zentrale und dezentrale Ladestationen gedacht werden. Einen Teil der Stromkosten für den Energieverbrauch kann auch hier eine Logistikplanung durch ein durchdachtes Energiekonzept ausgleichen. Einsparpotential bieten beispielsweise ein energiewirtschaftlich optimierter Logistiktechnik-Betrieb und spezielle Batterieladekonzepte. Aber auch Energierückgewinnung (z. B. bei Regalbediengeräten) oder die Nutzung von Photovoltaik sind gerade in Zeiten hoher Energiepreise äußerst wichtige Aspekte.
Fazit
Bei dem Bau eines neuen Logistikgebäudes ist man nicht ganz vor Stolpersteinen gefeit. Damit „Hülle“ und „Kern“ eine Einheit bilden, müssen die architektonischen und logistischen Anforderungen ausreichend berücksichtigt und der komplette planerische Spielraum ausgeschöpft werden. Um Fehler im Vorfeld zu vermeiden, sind auch Planungssimulationen zu empfehlen (animierte Versionen realer, geplanter Lager), um die innerbetriebliche Leistungsfähigkeit vor dem Bau sicherzustellen. Mehr zu diesem Thema erfahren Sie im Blogbeitrag „Planungssimulation als Bestandteil der Logistikplanung“.
Architekt:in, Technische Gebäudeausrüstung und Logistikplaner:in sollten einen späteren Ausbau oder mögliche Umnutzungen gleich von Beginn an bedenken, um nicht nur auf aktuelle Anforderungen reagieren zu können und Investitionen zu einem späteren Zeitpunkt zu reduzieren.
Weitere Infos zu den Themen Logistikplanung und Planungs-/Lagersimulation erhalten Sie hier.