Was ist ein WCS (Warehouse Control System)? Lagerverwaltungssysteme im Direktvergleich mit SAP EWM

Auch wenn ein Lager heute noch problemlos funktioniert, kann eine weitere Automatisierung sinnvoll sein. Denn trotzdem können verschiedene Problemzonen im Lager einen Hinweis darauf geben, dass eine Automatisierung Abhilfe schaffen würde: Sei es aus Platzmangel, weil die Lagerkapazität begrenzt und kein Platz für noch mehr Arbeitskräfte vorhanden ist. Neben Optimierungsmöglichkeiten wie dieser hat die Lagerautomatisierung aber auch weniger Fehler, verkürzte Durchlaufzeiten und die Senkung der Kosten zur Folge. „Schön und gut“, möchten Sie jetzt sagen, „aber wie behält man da den Überblick?“ Die Antwort: Zum Beispiel mit einem Lagersteuerungssystem, sprich Warehouse Control System (WCS). Nun gibt es „Lagersteuerungssysteme“ (WCS) und reine „Lagerverwaltungssysteme“ (LVS). Oft werden diese oder ähnliche Bezeichnungen mit einander vermischt, was dann meist Verwirrung stiftet. Wir klären, worin sich die wichtigsten Begriffe unterscheiden und was sie verbindet.

WCS: Steuerung automatisierter und mechanisierter Prozesse

Ein Lagersteuerungssystem, ein sogenanntes Warehouse Control System (WCS), kommt in der Logistik zum Einsatz, wenn über die reine „buchhalterische“ Lagerplatzverwaltung auch noch weitere umfangreiche Funktionen für die Steuerung eines Lagers erforderlich sind. Dies ist oft bei Lagerautomatisierung bzw. Teilautomatisierung der Fall. Denn teil- und vollautomatisierte Lager benötigen eine übergeordnete Steuerung, ein WCS. Dessen Aufgabe ist, alle Abläufe im Lager zu steuern und zu kontrollieren. Des Weiteren werden über das WCS auch weitere, für die Intralogistik wichtige, Systeme miteinander verbunden (z.B. Materialflussrechner, ERP, Versandsysteme, Zollsysteme etc.).

Generell wird zwischen drei Automatisierungsstufen unterschieden, die man anhand ihres Mechanisierungsgrads unterscheidet:

  1. Manuelles Lager
  2. Teilautomatisiertes Lager
  3. Vollautomatisiertes Lager

Tipp: Mehr über die einzelnen Automatisierungsstufen haben wir bereits in diesem Blogbeitrag beschrieben: „Wann macht Automatisierung im Lager Sinn? Abstufungen in der Lagerautomatisierung“.

Steuerungssoftware für automatisierte Lager

Für den effizienten Betrieb wird eine passende Software benötigt. Dafür wird das Warehouse Control System integriert und mit den anderen, übergeordneten Systemen verknüpft. Beispielsweise werden für die Ausbaustufe „Vollautomatisierung“ alle vorhandenen Anlagen eingebunden, um die Abläufe zu synchronisieren und zu koordinieren. Mit Hilfe des WCS können sich dann die verschiedenen Steuerungssoftwares der einzelnen automatisierten, mechanisierten Komponenten synchronisieren (z. B. SPS-Steuerungen für Regalbediengeräte, Förderelemente, Hub- und Drehtische, Sorter, Loops, Shuttles, Lifte etc.).

Bildlich gesprochen ist das WCS vergleichbar mit dem Rückenmark im Körper eines Menschen, das notwendig ist, um die Bewegungen wie das Laufen oder Gehen auszuführen.

WMS: Vollumfängliche Verwaltung des Lagersystems

Um beim Vergleich mit dem menschlichen Körper zu bleiben, ist das Warehouse Management System (WMS) hingegen das „Gehirn“. Denn als „Intelligenz“ des Lagers zeigt ein WMS an, was zu tun ist und übermittelt diese Anweisungen als Befehle an den „Körper“. Die Warenbewegungen im Lager bleiben durch die Anweisungen des WMS im Fluss.

Es lässt sich feststellen, dass der Begriff „Warehouse Management System“ im Vergleich bekannter ist als die zuvor genannten WCS/Lagerkontrollsysteme. Darüber hinaus gibt es „Enterprise-WMS“-Systeme, welche beides sind: sowohl WMS als auch WCS. Bekannt ist vor allem eines der am häufigsten genutzten Warehouse Management Systeme weltweit, SAP EWM vom führenden Softwarehersteller SAP aus Walldorf.

FAQs

Ein Warehouse Management System (WMS) ist in der Lage, die vollumfängliche Verwaltung eines oder mehrerer Logistikzentren zu stemmen. Daher findet man diese Systeme hauptsächlich bei größeren Unternehmen bzw. in großen Lägern und Logistikzentren.

Die Verwaltungsoptionen schließen mit ein:

  • Lagerverwaltung (summarisch)
  • Lagerplatzverwaltung (Verwaltung Artikel auf Platzebene)
  • Lagerstrategien (Ein-/Auslagerstrategie)
  • Optimierung Lagerbestände
  • Auswertungen, Statistik
  • etc.

Das WCS steuert und überwacht alle intralogistischen Abläufe und Materialflüsse:

  • Lagerstrategien im Detail
  • Synchronisierung Materialflüsse
  • Routing
  • Kommissionierung
  • Leitstand
  • etc.

Wenn ein Unternehmen sich dazu entschließt, die Automatisierung des Lagers voranzutreiben, ist die Verwendung einer leistungsstarken Softwarelösung unumgänglich. Wer von einem WCS spricht, meint damit meist ein gesamtheitliches Steuerungstool für Logistikprozesse im Lager.

In der Praxis sind die Bezeichnungen der verschiedenen Lösungen jedoch eher zweitrangig. Stattdessen wird man zuerst einmal ermitteln, wie groß der tatsächlich benötigte Leistungsumfang ist und wie die Anforderungen aussehen. Denn so kann herausgefunden werden, ob sich z. B. eine Kombination aus WMS und WCS anbietet. Für SAP-Kunden stellt sich diese Frage hingegen kaum, da das seitens SAP „mitgelieferte“ SAP EWM als Enterprise-WMS sowieso schon beide Funktionskomponenten beinhaltet.

Fazit

WCS, WMS, LVS, MFR, MFS – Abkürzungen und Begrifflichkeiten hin oder her: Lassen Sie sich von den verschiedenen, verbreiteten Namen nicht verwirren! Bei einem WCS (Warehouse Control System) und WMS (Warehouse Management System) handelt es sich um zwei unterschiedliche Komponenten mit verschiedenen Stärken, die sich in ihrer Funktionalität teilweise überschneiden. Am Ende kommt es aber darauf an, für Ihr Logistikzentrum die passende Lösung zu finden, die den Anforderungen am ehesten gerecht wird – unabhängig davon, für welche Abkürzung Sie sich entscheiden.

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