Retrofit & Co. – Richtige Dosierung oft maßgeblich!
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Datenbrillen, sogenannte Smart Glasses, schicken sich an, das Kommando in der Intralogistik zu übernehmen. Das hat gute Gründe. Denn diese auf dem Pick-by-Vision-Prinzip basierende Technologie lässt sich optimal an den jeweiligen Nutzer anpassen.
Für den einen ist die Brille ein notwendiges Übel, für den anderen ein modisches Accessoire und mitunter Ausdruck eines speziellen Lifestyles. Doch teure Designerbrillen oder Sehhilfen vom Optiker oder aus der Drogerie sind hier nicht das Thema. Es geht vielmehr um Datenbrillen, die einen Entwicklungsstand erreicht haben, bei dem Technik-Begeisterte regelrecht ins Entzücken geraten. Ob die multifunktionalen Wearables im Privaten eine wirkliche Bereicherung sind, sei dahingestellt. In Industrie und Logistik hingegen scheint die neuste Generation an Smart Glasses den Anwendern bis dato ungeahnte Talente zu verleihen.
Doch was ist tatsächlich dran am Monokel der Moderne?
Tatsache ist, dass Techniken aus dem Bereich „Augmented Reality“ oder auch „Pick-by-Vision“ vermehrt im Einsatz befindliche mobile Datenerfassungsgeräte (MDE) ablösen – insbesondere im Bereich der Kommissionierung und Verpackung. Anstatt umständlich mit diesen Handhelds hantieren zu müssen, werden dem Mitarbeiter alle auftragsrelevanten Informationen, wie etwa Artikeltyp, Lagerort und Stückzahl, direkt auf ein fest installiertes Mikrodisplay übermittelt. Die integrierte Scan-Funktionalität oder wahlweise Spracherkennung macht eine manuelle Erfassung überflüssig, sodass der Werker – während er automatisiert Schritt für Schritt durch den Kommissioniervorgang geführt wird – stets beide Hände frei für seine eigentliche Arbeit hat (hands-free).
Die Technologie-Bedienung ist also intuitiv erlern- und bedienbar, ermöglicht ein freihändiges Arbeiten und wirkt insgesamt produktivitätssteigernd. Erweiterte Einsatzmöglichkeiten im Bereich des Warehousing bieten die Kopplung an SAP Extended Warehouse Management (SAP EWM) in Verbindung mit Smart Glasses dem Warehouse Picker, eine App für Augmented Reality aus dem Bereich SAP Mobile Solutions.
Es werden Potenziale freigesetzt, die sich mittels klassischer MDE-Führung nicht realisieren lassen:
Durch die visuelle Informationsbereitstellung, also durch das Einblenden der Daten in das Blickfeld des Nutzers, wird die Greiffehlerquote deutlich reduziert. Die Pickleistung steigt, wohingegen die Anforderungen an die während der Arbeit mental zu erbringenden Anstrengungen sinken. Durch diese Online-Technik, die beispielsweise an SAP EWM gekoppelt ist, hat der Mitarbeiter zudem Kenntnis über den jeweils aktuellen Bearbeitungszustandes eines jeden Auftrags. Ein weiter Vorteil ist der Pick-by-Vision-Anwendung ist, dass sie sich nahtlos in eine Vielzahl physischer Prozesse integrieren lässt und die Zahl bis dato erforderlicher beziehungsweise im Umlauf befindlicher (mobiler) Endgeräte sinkt.
Mit dem SAP AR Warehouse Solution Picker geht SAP allerdings noch einen Schritt weiter: Denn die App für Augmented Reality ermöglicht es den Mitarbeitern, von jedem beliebigen Ort aus auf Unternehmensdaten zuzugreifen, ohne dass sie hierfür ihre aktuell anfallenden Arbeiten unterbrechen und Laufwege zurücklegen müssen. Via Datenbrille werden dabei nicht nur auftragsbezogene Informationen übermittelt, sondern auch Anweisungen zum Umgang mit speziellen, mitunter sensiblen Waren sowie Sicherheitshinweise zwecks Unfallverhütung.
Letzteres wirkt sich zum Beispiel positiv auch beim Staplerbetrieb im Lager aus. Die Fahrer werden durch das Smart Device nicht nur bei der Ein- und Auslagerung von Paletten und sonstigen Ladehilfsmitteln unterstützt, sondern erhalten gleichzeitig Warnhinweise, sobald Personen oder weitere Flurförderzeuge den Weg kreuzen. Visualisiert werden zudem mögliche Defekte am Fahrzeug inklusive Vorschläge zu deren Behebung.
Interessant ist die Anwendung, die mit dem SAP EWM kommuniziert, aber auch für Servicetechniker im Außendienst. Denn es ist kein Blättern in Arbeitsanweisungen, die bislang in Papierform mitgeführt werden mussten, mehr erforderlich. Kurzum: Die systematische Prozessführung mithilfe des SAP AR Warehouse Picker trägt de facto entscheidend dazu bei, die Effizienz in den Unternehmensprozessen spartenübergreifend zu steigern.
Hierbei kommuniziert die auf der Datenbrille installierte Android-App kontinuierlich mit dem SAP EWM. Bislang aufwändig manuell gestaltete Prozesse können dank blickgeführter Scan-Funktionalitäten für QR- und Barcodes sowie einer leistungsstarken Spracherkennung nahezu intuitiv, wesentlich schneller und dabei fehlerfrei abgewickelt werden. Ein weiterer Vorteil dieser Anwendung ist die integrierte Bestandserfassung (Low-Stock-Check), die dazu beiträgt, eine bestmögliche Verfügbarkeit der soeben kommissionierten Waren sicherzustellen.
Die Kommissionierung mit Smart Glasses und SAP EWM hat IGZ bereits bei ausgewählten Pilotkunden erfolgreich implementiert. Durch die Nutzung von Datenbrillen ist es den Anwendern heute möglich, jederzeit flexibel reagieren zu können und gleichzeitig wesentlich effizienter zu arbeiten. Mit dem Umstieg verfolgen Unternehmen letztendlich das Ziel, relevante Wertschöpfungsprozesse durch den Einsatz digitaler Technologien signifikant zu verbessern. Sie bedienen damit auch die Forderung nach Automatisierung und Vernetzung im Sinne von Logistik 4.0 beziehungsweise dem Warehousing 4.0, in dessen Mittelpunkt konsequent der unmittelbare Kundennutzen steht.
Doch eine durchgängige Automatisierung sämtlicher Abläufe im Bereich der Intralogistik rechnet sich nicht in jedem Fall. Selbst bei Großunternehmen, die hochmoderne Zentrallager betreiben, lässt der Automatisierungsgrad in der Fläche oftmals nach. Hier ist manueller Einsatz gefordert. Doch der kostet Zeit, Geld und die Treffsicherheit ist nicht gerade hoch ausgeprägt. Pick-by-Vision mit SAP EWM und Smart Glasses gleicht exakt diese Defizite aus, sorgt parallel für ein deutliches Plus an Effizienz und führt zu messbaren Durchsatzsteigerungen im Zuge der Auftragsabwicklung.
Davon profitiert nicht nur der Online-Handel, sondern auch Dienstleister und die produzierende Industrie. An die Mitarbeiter übermittelt werden ausschließlich Informationen, die tatsächlich benötigt werden. Insofern lässt sich auch die Datenflut kanalisieren und auf wirklich relevante Inhalte reduzieren – analog zu den Kernaufgaben beziehungsweise Zielen der Logistik: die richtige Ware, zur richtigen Zeit, am richtigen Ort, in der richtigen Menge, in der richtigen Qualität und zu den richtigen Kosten.
Zwischenzeitlich gibt es sogar zunehmend Stimmen, die beharrlich die Prognose wagen, dass sich mithilfe von Datenbrillen zukünftig die gesamte Logistik – auch unternehmensübergreifend – steuern lässt.
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