Blockchains in der Logistik Potenziale und mögliche Use Cases

Die Blockchain-Technologie war bislang vor allem ein Thema in der Finanzwelt. Zunehmend entstehen aber auch interessante Anwendungsfälle in der Logistik und dem Supply Chain Management. Viele Unternehmen hatten bislang Angst, im Zuge steigender Prozesstransparenz und der zunehmenden Vernetzung praktisch zu durchsichtig zu werden. Die Blockchain jedoch löst diese Probleme in Luft auf! Unternehmen haben die Möglichkeit, Informationen für alle geschützt zu speichern, Partner sicherer in die Wertschöpfungsprozesse zu integrieren und Daten flexibel freizuschalten.

Die Folge(n) & Vorteile von Blockchains in der Logistik:

In Verbindung mit durchgängiger Transparenz und einer verbesserten Rückverfolgbarkeit sind deutliche Kostenersparnisse möglich. Klingt gut, doch die Blockchain ist derzeit noch relativ am Anfang und die sogenannte Distributed Ledger-Technologie bei Weitem nicht so ausgereift, dass alle potenziellen Anwendungsszenarien sofort umgesetzt werden können. Es sind natürlich noch Hürden zu überwinden, aber man ist auf dem richtigen Weg in Richtung Digitale Supply Chain.

Was ist eine Blockchain und was kann sie leisten?

Blockchain ist eine relativ neue Art und Weise der Datenspeicherung. Sie unterscheidet sich von herkömmlichen Methoden (wie zum Beispiel Clouds) insofern, dass sie nicht auf einem zentralen Rechner aufbaut, sondern auf einer verteilten Datenbank. Das heißt: Auf zwei oder mehr Rechnern liegen genau identische Kopien der gespeicherten Daten. Über diese Technologie ist es möglich, alle Akteure entlang der Supply Chain „end-to-end“ miteinander zu vernetzen. Sämtliche, auf sogenannten „Smart Contracts“ basierende Transaktionen zwischen Geschäftspartnern werden dort protokolliert beziehungsweise verpackt, verifiziert, miteinander verknüpft und können weltweit geteilt werden.

Innerhalb dieser Kette (= Blockchain) werden Administratoren und auch zwischengeschaltete Vermittler (= Intermediäre) überflüssig, sodass die Kosten je Geschäftsvorfall signifikant sinken.

Welche Vorteile bietet diese Methode der Datenspeicherung?

Je verteilter die Datenbank, desto schwieriger ist es für die Angreifer von außen, Daten zu blockieren oder zu manipulieren. Ein weiterer wichtiger Vorteil: Blockchain arbeitet mit Kryptografie. Bei Blockchain verschlüsselt das System die Daten. Letztendlich kann also jeder die Daten lesen, aber nur der, der auch den Entschlüsselungscode hat, kann sie entziffern.

Mit Blockchain lassen sich Datennetzwerke über Unternehmensgrenzen aufbauen. Um mehrere Akteure miteinander zu verknüpfen, muss man derzeit individuelle Schnittstellen programmieren. Es ist aber schwierig, hier vertrauensvoll Daten auszutauschen. Blockchain-Plattformen lösen dieses Problem. Die Netzwerkmitglieder können genau definieren, welche Daten wer wann und wie einsehen darf.

Damit hat die Distributed Ledger-Technologie durchaus auch ein disruptives Potenzial! Denn sie stellt die herkömmliche Art, wie Geschäftspartner miteinander kommunizieren, komplett auf den Prüfstand. Blockchain-Experten prognostizieren zudem einen Einfluss auf das Produkt- und Dienstleistungsangebot. Infolge könnten bewährte Geschäftsmodelle für die Zukunft ad absurdum geführt werden.

Wie werden Daten in die Blockchain eingespeist?

Die Daten können von überall kommen, etwa aus den ERP-Systemen der Unternehmen. Man muss verstehen, dass die Blockchain nicht bereits bestehende Systeme substituieren, sondern die Form der Datenspeicherung lediglich auf die nächsthöhere Ebene verlagern soll. Denn die Blockchain ist sowohl Protokoll als auch eine verteilte, von mehreren Parteien betriebene Datenbank, die aus einer Vielzahl dezentraler Knoten besteht, die untereinander einen Konsens zu finden haben.

Alle eingegebenen Daten werden in einzelnen Blöcken gespeichert, die verkettet und kryptografisch abgesichert werden. Jeder Block verfügt über ein Protokoll – ähnlich einem Geschäftsbuch –, in dem alle bis dato getätigten Transaktionen abgebildet sind. Neu angelegten Blöcken wird von den bisher vorhandenen Blöcken eine Prüfsumme zugewiesen. Sogenannte „Miner“ sichern das Netzwerk, indem sie die Transaktionen verifizieren und versiegeln. Einmal versiegelte Blöcke lassen sich nicht mehr verändern oder löschen und die Aktualisierung sorgt dafür, dass sämtliche Teilnehmer auf dem gleichen Informationsstand sind.

Welche potenziellen Use Cases für Blockchain-Anwendungen gibt es?

Durch die Weiterentwicklung der Blockchain-Technologie wird es in erster Linie zu gewaltigen Umwälzungen auf dem Finanzsektor kommen. Aber auch in der Logistik und im Supply Chain Management zeichnet sich ein Wandel ab – durchaus zum Positiven! Prozesse werden automatisiert abgewickelt und können sicher dokumentiert sowie nachgewiesen werden. So auch Warentransporte, speziell innerhalb multi-modalen Lieferketten, die mitunter den gesamten Globus umspannen. Auch und gerade hier schickt sich die Distributed Ledger-Technologie an, mithilfe von Smart Contracts (= intelligente Verträge) der aus rechtlichen Gründen noch immer dominierenden Papierflut den Garaus zu machen. Auch lässt sich die Abwicklung grundlegend vereinfachen und massiv beschleunigen.

Denken Sie hierbei nur an Frachtbriefe beziehungsweise Konnossements, die im Bereich der Schifffahrt zum Standard gehören. Diese in der Regel äußerst umfangreichen Handelsdokumente müssen kontinuierlich zwischen den involvierten Partnern umher geschickt werden, sodass neben dem Zeitaufwand enorme Kosten entstehen, die auf die eigentlichen Transportkosten aufgeschlagen werden müssen. Dies könnte zukünftig Geschichte sein! Denn die Blockchain ist in der Lage, diese Aufgaben in Windeseile abzuwickeln. Papier wird überflüssig und internationale Geschäfte werden durchgängig transparent – dies beginnt beim Bestelleingang und erstreckt sich bis hin zur Anlieferung der Sendung beim Empfänger.

Warenherkunft nachverfolgen

Gleichzeitig lässt sich mithilfe der Blockchain-Technologie die Herkunft von Waren eindeutig nachweisen. Von Relevanz ist dies insbesondere in der Pharma- und Lebensmittelindustrie. Dünner hingegen könnte die Luft für Betreiber von E-Commerce-Plattformen werden. Sie werden als zwischengeschaltete Kontroll- und Schutzinstanz theoretisch nicht mehr benötigt. Verkäufer und Käufer würden vielmehr ihre Geschäfte direkt untereinander abwickeln. Entstehen könnte also eine völlig neue Kultur des gegenseitigen Vertrauens.

Durch die Möglichkeit, Warenbewegungen über Landesgrenzen hinaus in Echtzeit nachverfolgen und Transaktionen Blockchain-gestützt abwickeln zu können, ergeben sich speziell für die Transportlogistik völlig neue Chancen: zur Verfügung stehende Ressourcen können zielsicher genutzt und Transportwege verkürzt werden. Infolge sinkt das unternehmerische Risiko und es lassen sich beträchtliche Kosteneinsparungen entlang der gesamten Supply Chain erzielen. Parallel wird die Rechtsicherheit gestärkt.

Doch wie eingangs bereits erwähnt, gibt es noch einige Hürden in technischer und auch rechtlicher Hinsicht (Stichwort: Datenschutz!) zu meistern, bevor die Blockchain-Technologie im wirtschaftlichen „Mainstream“ angekommen sein wird. Pilotprojekte jedoch sind schon allerorts in Arbeit.