Migration von SAP WM und SAP TRM nach SAP EWM Alternativlösung für abgekündigte Komponenten

SAP kündigt den Support für zwei wichtige Logistikmodule. Für alle Nutzer:innen heißt das, dass sie sich auf die Suche nach Ersatz für SAP Warehouse Management (SAP WM) und SAP Task and Resource Management (SAP TRM) begeben müssen. Diese Module waren vollständig im SAP ERP-System R/3 integriert, dessen Ende ja bereits seit längerem beschlossene Sache ist. Doch keine Angst, wir sind Ihnen gerne behilflich bei der Suche nach Alternativen. In diesem Blogbeitrag widmen wir uns den Hintergründen und stellen Perspektiven vor.

Doch wie kam es zur jetzigen Situation?

Für das alte und bewährte SAP R/3 ERP-System endet der Support zum 31.12.2027, mit der Option einer kostenpflichtigen Verlängerung bis 2030 (gilt auch für SAP ECC). Damit endet der Support gleichzeitig auch für sämtliche, erhältliche Logistik-Module wie z. B. WM, LE-TRA, XSI und auch SAP TRM. Für alle Unternehmen, die noch auf SAP R/3-Module oder SAP ECC setzen, läuft der Countdown für einen Wechsel auf die neue Plattform SAP S4/HANA. Dabei handelt es sich um die aktuelle ERP-Generation von SAP und den Nachfolger des bisherigen, jahrzehntelang erhältlichen SAP ERP R/3.

Werfen wir einen Blick auf die derzeitige Ausgangslage und auf die Möglichkeiten, die zur Verfügung stehen:

FAQs

SAP Warehouse Management ist eine Lösung für die Lagerverwaltung und ist hier für die Abwicklung der Warenbewegungen verantwortlich. Mit SAP WM können Lagerplatzbestände verwaltet und Lager in Bereiche eingeteilt werden (Lagerzonen). Außerdem werden SAP-Transportaufträge erzeugt, die den Transport von Waren im Lager abbilden. Dieses alte Modul ist abgekündigt und der Support dafür läuft ebenfalls 2027 aus. Als direkter Nachfolger für SAP WM (als ERP-integrierte Lösung) ist SAP Stock Room Management (SAP SRM) angedacht. Doch dazu später mehr.

Zur Verfeinerung der Transportaufträge im SAP WM gab es das Modul SAP TRM, dass die Transportaufträge in kleinere Einheiten (Tasks) zerlegen konnte. Somit war eine Feinsteuerung von lagerinternen Aufträgen möglich. SAP TRM war dafür da, die Lageranforderungen zu steuern, wie z. B. Einlagerung, Kommissionierung, Staplerfahraufträge, Materialfluss. SAP TRM war integraler Bestandteil des Moduls SAP WM (später auch SAP LES genannt) und darauf ausgelegt, Aufgaben und Ressourcen im Lager zu optimieren und zu verwalten. Die Komponenten SAP LES und SAP TRM sind zwischenzeitlich ebenfalls abgekündigt worden. Eine Folgelösung ist im SAP Stock Room Management nicht vorhanden. Kund:innen, die SAP TRM bisher nutzten, brauchen also eine Alternativlösung für diesen künftig wegfallenden Leistungsumfang.

Anstatt von SAP WM nutzbar: SAP Stock Room Management

Den Ersatz für SAP WM stellt die bereits erwähnte Lagerverwaltungs-Komponente SAP Stock Room Management (SAP SRM) dar. Allerdings ist festzuhalten, dass SAP Stock Room Management kein neues Lagerverwaltungsmodul der SAP darstellt. Es handelt sich vielmehr um die technische Nutzungsmöglichkeit, das „alte“ SAP-Modul Warehouse Management (mit dem „alten“ ABAP-Coding) in der neuen SAP S/4 ERP-Umgebung weiter nutzen zu können. Es sind also keine neuen SAP WM-Funktionen in diesem „Modul“ enthalten. Ganz im Gegenteil: das Stock-Room-Management schränkt bestimmte SAP WM Funktionen sogar ein, denn z. B. sind keine Kommissionierwellen mehr nutzbar. Und auch RF-Transaktionen sowie die IDOC-Schnittstelle WM-LSR sind nicht mehr vorhanden beziehungsweise werden technisch nicht mehr unterstützt.

Des weiteren steht das SAP Stock Room Management in der SAP S/4HANA-Umgebung lediglich nur noch bis 2027 (beziehungsweise 2030) zur Verfügung. Es ist seitens SAP also angedacht, sich als Unternehmen bis dahin nach einer anderen (nachhaltigeren und neuen) Lösung umzuschauen.

Lösungskomponente anstelle von SAP TRM

Noch krasser stellt es sich für das Modul SAP TRM dar. Diese Komponente steht im SAP Stock Room Management gar nicht mehr zur Verfügung. Wenn man also SAP SRM für die Lagerverwaltung nutzen möchte, dann jedoch ohne SAP TRM. Und da auch die WM-LSR-Schnittstelle nicht mehr unterstützt wird, müssen sich Kund:innen nach komplett neuen Lösungen umschauen und (im schlechtesten Fall) auf einen externen (Non-SAP-) Materialflussrechner ausweichen – inklusive aller Abhängigkeiten und Schnittstellen zu so einem Fremdsystem.

Was also kann man tun?

SAP empfiehlt, als Nachfolgelösung auf eine der mittlerweile vielfältigen SAP EWM-Implementierungsvarianten zu wechseln. SAP EWM steht sowohl als SAP S4/HANA-Cloud in der Variante „Private Edition“ als private Cloud als auch in anderen Rechenzentrum-Varianten zur Verfügung.

Doch der Reihe nach: Bei der SAP S/4HANA Cloud Private Edition handelt es sich um eine Private-Cloud-Variante, die als Software-as-a-Service (SaaS) bereitgestellt wird. Sie ist eine Cloud-ERP-Lösung, die sich flexibel an die individuelle Transformation des Unternehmens anpasst. Weitere Infos zu den Migrations-Optionen für die SAP S/4HANA-Supply-Chain-Komponente finden Sie auf unserer IGZ-Infoseite zur SAP S/4HANA Supply Chain.

Embedded SAP EWM und dezentrales SAP EWM

Des weiteren kann man SAP EWM als Embedded-Version oder als dezentrale Version nutzen. Unter Embedded versteht SAP die Nutzung der Lagerverwaltungsfunktionen direkt im ERP-System (ähnlich der bisherigen, alten SAP WM-Lösung), auch wenn das EWM interne Schnittstellen zum ERP aufweist. Der Vorteil ist unter anderem, dass die gleiche Datenbank wie im ERP genutzt wird. Nachteil ist, dass sowohl die Skalierbarkeit als auch die Leistungsfähigkeit auf kleine bis mittelgroße Lager reduziert ist.

Das dezentrale Setup bedeutet, dass ein eigenes S/4HANA-System ausschließlich für die SAP EWM-Funktionalität genutzt wird. Hiermit ist der volle und leistungsfähige Umfang gemeint, inklusive der Steuerung komplexer Logistikanlagen mit hoher Automatisierung. Dies wird mit dem integrierten SAP EWM-Modul, dem SAP MFS, realisiert.

Sinnvolle Zwischensteps

Nun ist die Migration auf eine neue SAP EWM-Lösung offensichtlich die nachhaltigste Lösung, auch wenn sie mit größeren Investitionen verbunden ist (z. B. neue SAP-Lizenzen, Implementierung neuer Prozesse). Für viele Kund:innen ergeben sich jedoch (insbesondere bei der Embedded-Version) Abhängigkeiten zu ihrem „RISE-with-SAP“-Projekt, also zum Einführungsprojekt des SAP S/4HANA-ERP-Systems. Daher entscheiden sich viele Kund:innen dann oft für eine schnelle Zwischenlösung und möchten das vorhin erwähnte SAP Stock Room Management einsetzen.

Unserer Erfahrung nach werden dabei jedoch oft die damit verbundenen Einschränkungen unterschätzt. Dies hatten wir im obigen Absatz bereits beleuchtet. Es gibt jedoch auch elegante „Zwischensteps“, die sowohl als Übergangsszenarien dienen und auch gleichzeitig bereits eine nachhaltig Investition in die künftige SAP EWM-Architektur darstellen.

Insbesondere in Verbindung mit automatisierten Anlagen (Hochregallager, Kleinteilelager, Shuttles) umfasst das IGZ Leistungsportfolio verschiedene Lösungsmöglichkeiten – von SAP AddOn-Lösungen für Materialfluss (ergänzend zu Stock Room Management) bis hin zu SAP EWM als Materialflusssystem (mit und ohne SRM). Und auch individuelle Migrationspfade mit einer abgemischten Nutzung vorgenannter SAP-Komponenten führen häufig zu einem besseren Ergebnis als eine „harte“ Big-Bang-Umschaltung.

Das Zielszenario für Automatiklager ist aus unserer Sicht in jedem Fall die Nutzung von SAP MFS. Es wird hauptsächlich verwendet, um den Materialfluss in automatisierten Lagersystemen wie automatischen Kleinteilelagern und Hochregallagern zu steuern. SAP MFS ermöglicht die effiziente Steuerung von hochdynamischen, vollautomatisierten Shuttle-AKL-Lagersystemen, Sortieranlagen und Sequenzern. Es wird auch in komplexen, stark automatisierten Logistikzentren eingesetzt – denn genau dafür wurde diese Software seitens SAP gebaut.

Im Gegensatz dazu wäre die (übergangsweise) Nutzung von Non-SAP- Systemen, z. B. als Materialflussrechner, ein Rückschritt und schafft unnötige Fremd-Schnittstellen und im schlimmsten Fall Dateninkonsistenzen, Risiken und Abhängigkeiten.

Fazit

Der große Vorteil der Ersatzvariante mit SAP-„Boardmitteln“ liegt ganz klar darin, dass bei dieser maximalen SAP-Integration keine externe Middleware oder Subsysteme eingesetzt werden müssen, um die Leistungsfähigkeit des Systems aufrechtzuerhalten. Schnittstellen werden reduziert und zugleich wird die Planungs- und Investitionssicherheit erhöht. Einem reibungslosen Übergang von der „alten“ in die „neue“ Welt steht damit schon vor dem Supportende nichts mehr im Wege.

Sie haben Fragen oder wünschen sich weiterführende Informationen zum Thema Migration? Wenn Sie sich aktuell mit der Digitalisierung Ihrer Logistikprozesse auseinandersetzen, sprechen Sie uns gerne an! Wir beraten Sie gerne hinsichtlich Ihres individuellen Migrationspfades und stellen Ihnen z. B. für die Testautomatisierung hilfreiche Tools zur Verfügung (z. B. Automated Rapid Validation), um eine sichere Migration zu ermöglichen. Auch Migrations-Cockpits gehören zum IGZ-Leistungsportfolio.

Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme!