13.07.2018

Umstellung SAP WM auf SAP EWM Tipps zur Migration: Ab wann sich der Umstieg von SAP WM auf SAP EWM lohnt

SAP WM (SAP Warehouse Management) ist als Lagerverwaltungssystem in der Logistik weit verbreitet. Doch der Support seitens SAP endet voraussichtlich 2027. Als strategischer Nachfolger empfiehlt sich das SAP EWM (SAP Extended Warehouse Management). Doch in welchem Verhältnis stehen Aufwand und Nutzen der Migration? Wir stellen Ihnen mögliche Szenarien für einen gelungenen Umstieg vor.

Kurz zur Erinnerung: Im Jahr 2006 hat die Walldorfer Softwareschmiede die Standardsoftware SAP Extended Warehouse Management (SAP EWM) auf Markt gebracht und damit eine starke Kampfansage an bis dahin etablierte Lagerverwaltungssystem (LVS) gemacht. Die SAP EWM Softwarelösung für die SAP-integrierte Lagerverwaltung und -steuerung adressiert bis heute vor allem Lager- und Distributionszentren mit komplexen und mitunter anspruchsvollen Prozessen. SAP EWM versetzt Anwender in die Lage, jederzeit flexibel operieren zu können und unterstützt vielfältigste Aktionen – etwa die Produktionsversorgung, das Cross Docking oder die hochvolumige Kommissionierung.

Erweiterte Möglichkeiten bietet die Einbindung von SAP TM (SAP Transportation Management) und SAP MES (Manufacturing Execution System). Ein weiterer Innovationsschritt war die vollständige Integration von SAP EWM in SAP S/4HANA. Bei dieser In-Memory-Technologie handelt es sich um eine Kombination aus Datenbank- und Softwarelösung, die quasi Big Data-kompatibel ist und mit deren Hilfe sich enorme Performancesteigerungen (ggü. den bisherigen Installations- und Nutzungsvarianten) erzielen lassen.
 

In erster Linie der Funktionsumfang! Dieser ist mit SAP EWM (SAP Extended Warehouse Management) – Teil der SAP Supply Chain Execution Plattform (SAP SCE) – deutlich größer als beim SAP WM (SAP Warehouse Management). Der Lagerverwaltungsmonitor, Direktanbindung an die Materialflusssteuerung (SAP MFS), das Exception Managment sowie die Kit- und Set-Bildung sind nur einige wenige Beispiele. Infolge können Sie auf Basis des zur Verfügung stehenden Fundus deutlich mehr Abläufe standardisiert im SAP-System abbilden.

In qualitativer Hinsicht spricht für SAP EWM, dass die Prozesssicherheit erhöht und Fehlerquoten noch weiter minimiert werden können. Sie können also die Produktivität des Gesamtsystems nochmals steigern. Hinzu kommen kundenspezifische Ansprüche. Viele Erweiterungen, die in SAP WM in Form von SAP Add-Ons realisiert werden müssen, sind in der SAP EWM Applikation bereits standardmäßig enthalten. Ein weiterer Unterschied ist, dass es sich bei SAP WM um ein ausschließlich im SAP ERP integriertes Modul handelt, während SAP EWM auch autark als separates betrieben werden kann (als SCM-Plattform oder auf Basis S/4).

Stichtag ist der 31.12.2027. Dann wird für SAP WM (SAP Warehouse Management) der Support seitens SAP eingestellt. Die neueste Generation der SAP EWM Software setzt auf die In-Memory-Technologie SAP S/4HANA (mehr dazu im Folgekapitel), deren Weiterentwicklung SAP auf Hochtouren vorantreibt. Es besteht also Handlungsdruck. Gleichzeitig sollte der Zeitfaktor für den Umstieg von SAP WM auf SAP EWM nicht unterschätzt werden – insbesondere dann, wenn Unternehmen heute mehrere Standorte mit SAP WM betreiben. Schließlich ist nicht nur die Realisierung der neuen SAP-Software (SAP EWM) sondern auch der Rollout zu berücksichtigen. Auch empfiehlt es sich, über den operativen Aufwand hinaus die damit verbundenen Investitionen frühzeitig einzukalkulieren und die Mitarbeiter auf kommende Veränderungen einzustimmen.

Generell gilt: Beim Einsatz von SAP Extended Warehouse Management (SAP EWM) setzen Sie auf ein zukunftssicheres, skalierbares System, das sich bereits branchenübergreifend bewährt. Es lässt sich an weiteres Wachstum ebenso anpassen, wie an neue Prozesse und/oder veränderte Geschäftsmodelle. Nicht zuletzt vereint SAP EWM höchste Funktionalität sowie eine umfassende Prozessunterstützung für sämtliche Arten von Lagern. Folglich zählt das System zu den leistungsfähigsten Standardsoftwarelösungen für die Lagerverwaltung und Lagersteuerung weltweit. Analysten bestätigen dies Jahr für Jahr.

SAP EWM ist bereits heute Teil der SAP S/4HANA-Plattform. Die integrierte In-Memory-Technologie ist mit Datenbanken herkömmlicher „Bauart“ absolut nicht zu vergleichen. Vielmehr lassen sich Big Data-basierende Analysen und Auswertungen unter Berücksichtigung der Realtime-Vorgänge im Lager praktisch in Bruchteilen von Sekunden generieren. Auch Transaktionen können in Echtzeit abgebildet und somit beschleunigt werden. Damit ist SAP S/4HANA quasi ein Enabler für Industrie 4.0 respektive Logistik 4.0.

SAP EWM ist in SAP S/4HANA als sogenanntes „Embedded EWM“ verfügbar. Damit rückt die neue SAP Suite das SAP EWM in den digitalen Kern des Systems. Von Vorteil ist hier insbesondere die zentrale Datenkonsistenz, sodass Redundanzen und Duplikationen entfallen. Natürlich besteht aber auch weiterhin die Möglichkeit, das Extended Warehouse Management dezentral („standalone“) zu betreiben, also als eigenes System. Dies ist insbesondere für anspruchsvolle, automatisierte Logistikzentren mit hohen Performanceansprüchen unerlässlich, weil sich nur durch eine standalone Lösung die Einflüsse eines ERP-Systems auf die Lagerverwaltung und –steuerung entzerren lassen (bei gleichzeitiger Nutzung des SAP Standardverteilungsmodells und der SAP ERP Integration).

SAP S/4HANA bietet somit folgende, zentrale Mehrwerte:

  • Umfangreiche, verlässliche Analysen auf Knopfdruck
  • Simulation komplexer Geschäftsprozesse
  • Vereinfachtes und wiederverwendbares Datenmodell
  • Schnellere Reporting-Ergebnisse auf Grundlage aktueller Daten
  • Unterstützung von Echtzeitanwendungen
  • Kürzere Durchlaufzeiten bei verringertem Speicherbedarf
  • Einhalten hoher Performanceanforderungen
  • Steuerung von Automatisierungstechnik (HRL, AKL, Shuttle, Sorter, usw.)
     

Sie möchten den Umstieg angehen? Dann stellen wir Ihnen hier drei mögliche Migrationspfade vor:

  1. Für einen gewissen Übergangszeitraum besteht die Möglichkeit, das vorhandene SAP WM (SAP  Warehouse Management) innerhalb des S/4HANA ERP-Cores weiterhin zu nutzen (Voraussetzung ist natürlich die vorangegangene Einführung des S/4HANA ERP). Ihre etablierten Prozesse bleiben dabei erhalten und Sie entscheiden, an welcher Stelle diese mithilfe von S/4HANA optimiert werden sollen. SAP unterstützt das „alte“ Lagerverwaltungsmodul SAP WM also temporär für einige Jahre. Spätestens Ende 2025 ist jedoch auch mit dieser Übergangslösung Schluss! Bis dahin sollte der Umstieg auf SAP EWM (SAP Extended Warehouse Management) vollumfänglich erfolgt sein – embedded oder dezentral. Letztendlich ist diese Nutzungsvariante damit quasi nur ein Migrationsschritt.
     
  2. Weiterhin ist natürlich auch denkbar, im Zuge der Migration aller SAP R/3 Funktionen auf die neue Plattform SAP S/4 auch gleich das SAP R/3 Warehouse Management mit zu migrieren, d.h. eine Embedded EWM Lösung in S/4 einzuführen. Dies bietet sich insbesondere für einfache Lager an bzw. erscheint dann als sinnvoll, wenn heute nur wenige Lagerstandorte mit SAP WM betrieben werden.
     
  3. Alternativ bietet sich die frühzeitige Migration auf ein dezentrales (standalone) SAP EWM-System an, insbesondere für anspruchsvolle Lager bzw. für eine große Anzahl von Lagerstandorten. Vorteil hierbei ist, dass der Umstieg sowohl in zeitlicher als auch technischer Hinsicht entkoppelt von der Einführung von SAP S/4HANA (ERP) erfolgen kann. Und falls Wartungen am Bestands-ERP (R/3) anfallen, bleibt das SAP EWM-System davon unberührt. Das SAP EWM kann übrigens sowohl mit einem SAP R/3 ERP als auch mit einem SAP S/4 ERP kommunizieren und das Standardsystemverteilungsmodell nutzen.

 

SAP EWM (SAP Extended Warehouse Management) bietet bereits eine Vielzahl an Optionen und Werkzeuge, um Daten aus SAP WM (SAP Warehouse Management) in das SAP EWM zu migrieren. So stehen beispielsweise sowohl für das Herunterladen aus SAP WM als auch das Hochladen in SAP EWM Tools und sogenannte Wizards für folgende Daten zur Verfügung:

  • Produktstammdaten
  • Fixplatzzuordnungen
  • Palettierungsdaten
  • Lagerverwaltungsmengeneinheit
  • Packspezifikationen

Gleichwohl ist der Umstieg von SAP WM auf SAP EWM beziehungsweise SAP S/4HANA Supply Chain mit zahlreichen Herausforderungen verbunden. Wer jedoch aus den Chancen der Digitalisierung einen echten Mehrwert für sein Unternehmen und dessen Kunden generieren möchte, kommt nicht umhin, sich mit dieser Thematik zu beschäftigen. Denn die Technologie bietet beträchtliches Potenzial, Prozesse nach den Grundsätzen von Logistik 4.0 beziehungsweise des Internet der Dinge (IoT) standortübergreifend zu vereinheitlichen und zu vereinfachen.

Welcher Migrationspfad für Sie individuell der richtige ist, zeigen wir Ihnen gerne auf. Mit unserem Werkzeug „S4/HANA Lagerlogistik-Checkup“ sowie der langjährigen IGZ-Erfahrung als führendes SAP Logistik-Projekthaus sind Sie gut aufgestellt für den  erfolgreichen Spurwechsel von SAP WM auf SAP EWM.


Die Zeit läuft!

Für Anwender des „alten“ SAP R/3 WM (Warehouse Management) Systems gilt die neue Plattform-Technologie SAP S4/HANA Cloud nun als weiterer Startschuss, um die erforderliche Umstellung von SAP WM in Richtung SAP EWM durchzuführen. Bekanntermaßen endet ja der SAP R/3 ERP-Support (mit sämtlichen Modulen wie z.B. WM, LE-TRA, XSI, SD, etc.) zum 31.12.2027 – d.h. die Zeit läuft bereits.

Weitere Informationen zum Thema SAP S4/HANA Cloud finden Sie hier.

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