Retrofit & Co. Auf die richtige Dosierung kommt es an!

Intralogistiksysteme, die in die Jahre kommen, leiden zunehmend unter Erschöpfungserscheinungen. Spätestens senn sich dann ein chronisches Krankheitsbild abzeichnet, sollte eine Modernisierung in Erwägung gezogen werden. In diesem Beitrag haben wir Tipps zusammengestellt, wie Sie erste Warnhinweise erkennen, welche Ansätze es gibt, die Produktivität von Bestandsanlagen zu steigern und welche Vorteile ein Komplettpaket aus Mechanik, Steuerung und IT mit sich bringt.

Es muss nicht immer ein Neubau sein, wenn die Verfügbarkeit automatisierter Lagersysteme sinkt und die erforderliche Performance nur noch temporär erbracht werden kann – ganz gleich ob im Hochregallager, im Kleinteilelager oder auf Fördertechnikebene. Ein Retrofit in Kombination mit einer Reorganisation der Prozesse stellt in vielen Fällen eine interessante Alternative dar.

Die erzielbaren Ergebnisse sprechen für sich:

  • Gesteigerte Verfügbarkeit Ihrer Anlage (OEE = Overall Equipment Effectiveness) > 20 %
  • Minimierung der laufenden Betriebskosten (Ersatzteile, Ressourcen, Energie etc.)
  • Leistungs- und Durchsatzsteigerungen zwischen 10 % und 30 %
  • Maximale Software-Stabilität
  • Optimale Fernwartungsmöglichkeiten
  • Verbesserte Arbeitsbedingungen
  • Permanente Verfügbarkeit von Ersatzteilen
  • Optimierte Energiebilanz
  • Industrie 4.0- bzw. Logistik 4.0-Readyness

Das Potenzial eines frühzeitig aufgesetzten und gezielt initiierten Retrofits ist also enorm.

Die Werterhaltung eines automatisierten Logistiksystems ist die zentrale Aufgabe eines jeden Logistikverantwortlichen. Doch wenn der "Zahn der Zeit" an der Anlage nagt, sind Tag für Tag verstärkte Anstrengungen erforderlich, um dem Ausfall von Komponenten oder auch Stillständen entgegenzuwirken. Doch wann genau wird es kritisch und welche Umstände begünstigen diesen Verlauf? Die Crux ist, dass eine Vielzahl an Faktoren gleichzeitig zum Tragen kommt. Intern betrachtet sind es in erster Linie die installierte Technik sowie die zur Verfügung stehenden Ressourcen.

Ein zentraler externer Faktor ist die Markt- und Kundenentwicklung, die wiederum Einfluss auf das Artikelspektrum und funktionale Anforderungen hat. Und wenn darüber hinaus eine Anlage älter als 10 oder 15 Jahre ist, liegt es quasi in der Natur der Sache, dass sich die Warnsignale häufen. Dabei überwiegen eher steuerungstechnische als mechanische Mängel und wenn vereinzelte Komponenten nicht mehr am Markt erhältlich sind, erhöht sich das Risiko eines Totalausfalls.

Ein Eingreifen ist also immer dann zwingend erforderlich, wenn

  • Ersatzteile abgekündigt wurden und nur noch schwer bis gar nicht mehr bezogen werden können
  • ältere LVS/MFR-Systeme nicht mit aktuellen Betriebssystemen/Datenbanken etc. kompatibel sind
  • Bussysteme nicht mehr dem aktuellen Stand der Technik entsprechen
  • mechanische Komponenten erste Verschleißerscheinungen aufweisen
  • die Prozesse aufgrund veränderter Markt- und Kundenanforderungen immer komplexer, komplizierter und intransparenter werden

Zudem schwindet bei älteren Anlagen das technische Know-how. Ein qualifizierter Support ist abhängig von der Verfügbarkeit einzelner Personen und eine adäquate Absicherung ist meist nur noch auf Basis der Serviceverträge möglich.

Die vorangegangenen Ausführungen machten deutlich, dass sich Modernisierungs- bzw. Retrofit-Projekte im Regelfall nicht darauf beschränken, die einstmals realisierte leistungs- und sicherheitsbezogene Qualität wiederherzustellen. Der große Vorteil nämlich ist, parallel zur Steigerung der Performance auch strukturelle Veränderungen abbilden zu können. Die Kunst besteht jedoch nicht darin, alte Standards mit neuen Mitteln zu bedienen, sondern Altes mit Neuem sinnvoll zu verknüpfen.

Aktuelle Entwicklungen im Bereich der Antriebs- und Steuerungstechnik sowie auf Ebene der Informationstechnologien liefern hier wertvolle Ansätze, um auch vorhandene Reserven bestmöglich ausschöpfen zu können.

Darüber hinaus wachsen die Anforderungen an Logistiksysteme im Kontext von Industrie 4.0. Auch der anhaltende Boom im E-Commerce sorgt dafür, dass Anlagen und Systeme kontinuierlich auf den Prüfstand gestellt und Abläufe auf Herz und Nieren geprüft werden müssen. Wenn nun neben dem eigentlichen Re-Engineering Tuning-Maßnahmen auf der Agenda stehen, dann liegt der Schwerpunkt einer Modernisierung eindeutig auf der übergeordneten Prozess- und Organisationsebene. Hochintegrierte, skalierbare Softwarelösungen – beispielsweise auf Basis von SAP EWM/MFS – fungieren in diesem Zusammenhang als leistungsstarke und gleichermaßen zuverlässige "Herzschrittmacher". Die Möglichkeit der virtuellen Inbetriebnahme minimiert zudem Risiken bei der Umsetzung, die letztlich meist eine "Operation am offenen Herzen" bedeutet.

Doch nicht immer ist gleich die ganz große Lösung sinnvoll. Oftmals lässt sich mithilfe vereinzelter, gezielter Eingriffe die Performance einer Anlage in relativ kurzer Zeit an aktuelle Anforderungen anpassen. Auch können punktuelle Funktionserweiterungen innerhalb bestehender Anlagen ohne größeren Aufwand realisiert werden. In diesem Zusammenhang anfallende Kosten amortisieren sich aufgrund gesteigerter Durchsätze und reduzierter Serviceaufwände innerhalb kurzer Zeit.

Doch was können Sie selbst tun, um bereits um Vorfeld einen erfolgversprechenden Nährboden für die Zusammenarbeit mit dem zukünftigen Modernisierer Ihres Vertrauens zu schaffen? Folgende Maßnahmen erleichtern nicht nur die Zusammenarbeit, sondern schützen alle Projektbeteiligten auch vor bösen Überraschungen:

  • Formulierung einer exakten Zielsetzung. Was wollen wir erreichen?
  • Definition der Zielwerte im Hinblick auf Leistung, Funktion und auch dahingehend, wie die Zielerreichung gemessen werden kann.
  • Festlegung des Zeitrahmens unter Berücksichtigung des laufenden Produktivbetriebs.

Bei der Wahl eines geeigneten Partners für die Durchführung der erforderlichen Retrofit-Maßnahmen ist es ratsam, auf Systemintegratoren zu setzen, die dafür bekannt sind, Intralogistikprojekte sowohl auf Neubau- als auch Modernisierungsebene ganzheitlich zu betrachten, zu entwickeln und umzusetzen. Als SAP EWM Generalunternehmer bietet beispielsweise IGZ eine mehr als 1.000fach bewährte Projektmethodik, über die sichergestellt ist, dass alle Teilbereiche wie ein Uhrwerk ineinander greifen. Durch die Unabhängigkeit der SAP IT-Lösung und Wahlfreiheit hinsichtlich der Komponenten profitieren Sie vom besten Preis-Leistungs-Verhältnis. Die Herstellerneutralität verhindert darüber hinaus Abhängigkeiten von Anlagenlieferanten.

In der Praxis bewährt haben sich intelligente, individuell auf die jeweils spezifischen Erfordernisse zugeschnittene Modernisierungskonzepte. Diese umfassen in der Regel eine Vielzahl erforderlicher Einzelschritte:

  • Bestandausnahme und Schwachstellenanalyse unter Berücksichtigung sämtlicher Systeme, Komponenten und Schnittstellen.
  • Entwicklung eines dezidierten Maßnahmenkatalogs zwecks Erhöhung von Anlagenleistung und Verfügbarkeit.
  • Steuerungsintegration - beispielsweise Migration auf den S7-Standard
  • Modernisierung von Antriebstechnik und Sensoren
  • Austausch von Verschleißteilen
  • Umbau und ggf. Erweiterung der Mechanik
  • Steuerungsanbindung an übergeordnete Systeme wie etwa SAP ERP und SAP EWM

 

Nutzen Sie den bewährten RETROFIT-Check

Wenn Sie erfahren möchten, welche Maßnahmen unter Berücksichtigung Ihrer individuellen Gegebenheiten und Erfordernisse sinnvoll sind, dann nutzen Sie doch einfach unseren bewährten RETROFIT-Check Ihrer Anlagentechnik:

  • Bestandsaufnahme SPS/Schaltschrank/Sensorik/Aktorik
  • Einschätzung effektiver Retrofit-Maßnahmen und Einsparungen
  • Potentialanalyse für eine mögliche SAP Lager- und Materialflussteuerung

Auf diese Weise lassen sich letztlich auch Überdosierungen vermeiden. Ratsam ist zudem, Modernisierungsrezepte möglichst frühzeitig einzulösen und nicht erst dann, wenn sich die Ausfälle häufen und Versorgungsketten ins Stocken geraten. Hersteller- und Gewerke übergreifende Retrofit-Lösungen aus einer Hand bieten hier ein Höchstmaß an Planungs- und Investitionssicherheit.

Apropos ganzheitliche Betrachtung, Entwicklung und Umsetzung: Ein interdisziplinäres Anforderungsprofil war auch bei der Modernisierung des Hochregallagers der ZF Friedrichshafen AG am Standort Passau gefragt. Lesen Sie hierzu den Bericht "SAP EWM bringt die Teileversorgung auf Zack":

https://www.mm-logistik.vogel.de/sap-ewm-mfs-bringt-die-teileversorgung-auf-zack-a-588608/