18.12.2018

Digitalisierung für den Spediteur Wirtschaftlich rentabel?

Eine aktuelle Marktstudie anerkannter Management Consultants zeigt, dass in der Digitalisierung der Transport- und Logistikunternehmen hohes Potential liegt. Topmanager im deutschsprachigen Raum wurden hierzu befragt, welche Auswirkungen die Digitalisierung auf die Geschäftsprozesse hat. Schwerpunkt der Studie waren Möglichkeiten zur Verbesserung der Warenströme. Ergebnisse der Projekte waren zumeist Einzelaktionen zur Optimierung gewisser Arbeitsbereiche. Doch wir wollen der Frage nachgehen: Ist die Digitalisierung für den Spediteur in der Praxis wirtschaftlich rentabel?

Die Firmen haben meist nur einen Prozess untersucht und digitalisiert. Ein ganzheitliches Konzept wurde jedoch nicht betrachtet. Ressourcenpotenziale werden hier noch nicht umfassend genutzt, um am Markt zu bestehen. Unternehmen so zu organisieren, dass alle Geschäftsprozesse digital durchgeführt werden können, ist in Unternehmen anderer Brachen mit einem integrierten Betriebsmodell bereits Standard. Mit der Vernetzung, direkten Kundenzugang, Automatisierung und vorausschauende Datenanalyse identifiziert die Studie die Entwicklungsschwerpunkte.

Digitalisierung der Betriebsmodelle wurde vernachlässigt

50% der untersuchten Betriebsmodelle haben derzeit keine erkennbare Strategie der Digitalisierung. Knapp 40 % der befragten Transport- und Logistikunternehmen haben bereits IT-Kompetenz und Personal aufgebaut und somit das Fundament für einen digitalisierten Prozessablauf in Ihren Unternehmen gelegt. Jedoch stecken auch bei diesen Unternehmen Steuerkonzept, Verantwortlichkeiten, transparente Prozesse und eine definierte Organisationstruktur in den sprichwörtlichen „Kinderschuhen“.

Ein analytischer Blick in die Vergangenheit wird bei veränderten Bedingungen auch weiterhin dafür sorgen, dass viele Speditionsunternehmen dem Markt „hinterherlaufen“. Wenn ein Unternehmen vorrausschauend und innovativ handeln und nicht nur auf Veränderung von außen reagieren möchte, reicht es nicht aus, das zu beschreiben, was ist und was war.

Der enorme Preisdruck birgt die Gefahr, vom Markt abgehängt zu werden. Um dies zu verhindern, ist man gezwungen, die riesigen Potentiale einer Automatisierung von Geschäftsprozessen zu nutzen. Ein optimiertes Betriebsmodell, welches Ressourcen vernetzt, kann dazu führen bessere Auslastung bei reduzierten Kosten zu erreichen. Vorab sollte durch Abstimmung aller Beteiligten formalisierte und transparente Prozesse eine Aufstellung der unterschiedlichen Bereiche des Unternehmens möglich sein. Dadurch lassen sich oft die Umleitungen und Abzweigungen erkennen, welche den Transport von Ware unnötig aufhalten.

Sich beim Kunden verankern

Die Digitalisierung sorgt dafür, dass Endverbraucher heute mit wenigen Mausklicks die besten Konditionen für sich finden. Die aufwendige Angebotseinholung gehört zwischenzeitlich zur Vergangenheit und ist heute mit wenigen Mausklicks zu erreichen. Vergleichsportale erleichtern zusätzlich die Angebotsvergleiche untereinander. Insbesondere Privatkunden nutzen immer verstärkter dieses Angebot um maßgeschneiderte Angebote zu finden, egal ob Stromtarife, Versicherungsbeiträge oder Handyverträge. Eine strategische Aufgabe besteht dabei, für den Logistik- und Transportbereich Kontaktpunkte mit dem Kunden zu finden. Mit dem Unternehmen vernetzte Apps und daraus folgend die Nutzung optimierter Inhalte können hier als Instrumente dienen. Eine dauerhafte Verwendung sozialer Medien (Facebook, Twitter, Xing,…) hilft, um dauerhaft im Bewusstsein des Kunden verankert zu sein.

Logistische Dienstleistung wird immer komplexer

Die Wertschöpfung der Logistikdienstleister steigt immer mehr. Er liegt nicht mehr alleinig im einfachen Transport von Waren von A nach B. Ein hoher Qualitätsanspruch bei durchgetakteten, internationalen Supply Chains ist nur mittels digitaler Logistik möglich. Auch dies zeigt, wie hochgradig komplex das Thema bei Logistikdienstleistern gesehen wird.

Transporteure werden ihre Kapazitäten laut der Studie auf Online-Plattformen anbieten müssen. Der übliche Aufschlag reduziert sich dadurch drastisch. Die Betreiber der Vergabeportale werden mittelfristig Spediteure auch in der Planung von Transportnetzwerken und der Tourenoptimierung massiv angreifen.

DHL brachte Mitte Januar sogar eine eigene, neue digitale Plattform mit dem Namen „Saloodo“ (früher Cillox) auf den Markt. Dieser Online-Marktplatz bringt Transportunternehmen und Versender zusammen. Das Portal dient hierbei als Unterstützung für Speditionskaufleute und Verkehrsfachwirte und sorgt dafür, dass das Unternehmen rentabler und direkt vermarktet wird. Neue Kunden können akquiriert und das eigene Risiko gesenkt werden. Grund ist hier, dass die Zahlungssicherheit und ein deutlich früheres Zahlungsziel auf der Plattform garantiert werden können. Dieses Instrument optimiert die Prozesse und sorgt dafür, dass Waren einfacher und schneller transportiert werden.

Kooperationen schaffen

DB Schenker setzt auf eine Innovationspartnerschaft mit Cisco. Dadurch können Automatisierung, Autonomisierung und BigData in den Schlüsselbereichen optimal genutzt werden. Ein Digitales Warenlager ist dabei das Ziel. Auch eine strategische Partnerschaft mit U-Ship führt zu neuen Lösungen. Deren moderne Marktplatz-Technologie ermöglicht die Kombination mit dem Service und Marke von DB Schenker.

Online-Plattformen als Chance

Online-Plattformen bieten die Chance, zusätzliches Geschäft für Standardleistungen zu generieren. Ein hoher personeller Aufwand ist dafür nicht erforderlich. Ohne Speditionskaufleute und Verkehrsfachwirten geht es jedoch auch nicht! Mit der Prozessoptimierung im Vordergrund werden Warenströme beurteilt, prognostiziert und dadurch Abläufe koordiniert und optimiert.