Digitaler Wachstumsmotor

Ein Oberpfälzer IT-Unternehmen macht die großen Konzerne Deutschlands fit für ?Industrie 4.0

Der Vergangenheit gehören jene Zeiten an, als über Aktenordner oder Diskette die Einspeisung der Daten in die Maschine erfolgte. Die Digitalisierung sorgt für die "Kommunikation" zwischen Mensch und Roboter. Ein Oberpfälzer IT-Unternehmen macht die großen Konzerne Deutschlands fit für "Industrie 4.0".

Die auf SAP Software für Logistik und Produktion spezialisierte Firma IGZ im beschaulichen Falkenberg (Kreis Tirschenreuth) gilt inzwischen im deutschsprachigen Raum als erste Adresse für die intelligente Vernetzung komplexer Arbeitsebenen. "Wir helfen den Unternehmen dabei, mit Industrie 4.0 noch effizienter zu werden", sagt Inhaber Johann Zrenner. Mit seinem Bruder Wolfgang Gropengießer formte er in 15 Jahren IGZ vom Zwei-Mann-Betrieb in der väterlichen Scheune zur IT-Schmiede mit 300 Beschäftigten, davon fast 50 Prozent Software- und Informatikingenieure sowie Experten für Steuerungtechnik. Continental, BMW, Hugo Boss oder auch Conrad und Krones in der Region vertrauten bei ihrer Lagerlogistik auf die Konzepte aus Falkenberg (Zrenner: "Und immer noch für diese Kunden aktiv sind"). Nun bewerkstelligt IGZ seit einigen Jahren auch die Vernetzung der Maschinen-Produktion mit den bestehenden IT-Systemen, etwa für Hipp, Zentis, SEW oder den Uhrenproduzenten Omega.

"Sprechende" Systeme

Für den Reifenhersteller Continental digitalisierte IGZ ein "weltweit einzigartiges" Werk in Hannover-Stöcken. Zrenner und seine Mitarbeiter Markus Wenning und Andreas Spiegel sprechen von der Integration der Betriebswirtschaft in die Fertigung. Davon profitiert nicht zuletzt die Produktionsplanung und erlaubt singuläre, individuelle Fertigungsprozesse. Wenning: "Statt 10 000 Laufschuhe in Orange ist dann auch nur ein einzelnes Paar in Blau zum kundenfreundlichen Preis möglich."

Der interaktive Datenaustausch erübrigt auch die zeitaufwendigen und damit kostspieligen Umrüstprozesse der Maschinen bei einer Umstellung der Fertigung. Spiegel: "Die Systeme sprechen miteinander, etwa die CNC-Maschine mit dem Schweiß-Roboter." Diese Vernetzung schlägt voll bei allen konfigurierbaren Produkten durch, etwa der Fließband-Fertigung von Autos. Zrenner betont die enormen Vorteile für "hoch flexible Serienproduktion" genauso wie für die Einzel-Anfertigung. Die Digitalisierung erlaubt in Millisekunden die Verknüpfung von Schnittstellen. Der Mitarbeiter ist durch Bildschirme mit Echtzeit-Daten im wahrsten Sinne des Wortes im Bild; Kamera-Systeme steuern die Produktion.

Extreme Nachfrage

"Wir nehmen den Menschen nicht die Arbeitsplätze weg, sondern unterstützen sie intelligent", meint Zrenner. Ziele sind eine Steigerung der Qualität und ein 5 bis 10 Prozent höherer Produktionsausstoß - bei gleichem Maschinen- und Personaleinsatz. Die Investitionen rechnen sich meist in nur 2 bis 5 Jahren (Return on Invest), wobei die Kosten für die digitale Umrüstung zwischen 0,5 und 2 Millionen Euro liegen, je nach Projekt. "Bei dieser Produktivitäts-Steigerung sind die deutschen Konzerne im internationalen Wettbewerb weit voraus. Das Ausland beneidet uns und selbst die USA hinken hier hinterher", sagt Zrenner. Die technologische Vernetzung mache die Produktion auf Dauer einfacher und kostengünstiger.

Johann Zrenner bestätigt unserer Zeitung eine "extrem hohe Nachfrage" nach dieser IT-Dienstleistung: "Industrie 4.0 ist für uns ein Wachstumstreiber schlechthin." Demnach dürfte sich der bisherige 5-Jahres-Turnus für die Erweiterung der "Software-Scheune" gewaltig verkürzen: Die Planung für den nächsten Bauabschnitt der IGZ reift bereits.

Quelle: www.onetz.de, Autor: Clemens Fütterer


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